Italo Balbo (6.6.1896- 28.6.1940) gehörte zunächst zu den treuesten Gefolgsleuten Mussolinis: 1922 nahm er am sog. „Marsch auf Rom“ als einer der Anführer teil. Er organisierte als Ortsgruppenleiter die Verfolgung von Kommunisten und Sozialisten und gehörte zu den tragenden Pfeilern des faschistischen Regimes, bis er sich kurz vor Italiens Kriegseintritt offen gegen Mussolinis Pakt mit Hitler- Deutschland und die antijüdischen Gesetze der Faschisten wandte, bekanntlich vergebens. Doch zuvor machte er fleißig Karriere und wurde mit erst 33 Jahren 1929 italienischer Luftfahrtminister. Für 1930/31 plante er einen spektakulären Transatlantikflug unter seiner Leitung mit 14 Wasserflugzeugen (2 davon als Reserve) des Typs Savoia- Marchetti S.55 X, die am 17.12.1930 in der Bucht von Orbetello (ca. 150 km nordwestlich von Rom) abhoben. Über Zwischenetappen in Spanien und Marokko gelangten alle Maschinen im Flug entlang der westafrikanischen Küste bis nach Bolama im portugiesischen Guinea- Bissau. Doch beim Start am 5.1.1931 für den 3000 km langen Nonstop- Flug nach Natal in Brasilien verunglückten 2 Maschinen und 5 Besatzungsmitglieder starben. 2 weitere Maschinen mussten auf dem Atlantik notwassern, so dass nur 10 Flugzeuge nach über 10000 Flugkilometern am 15.1.1931 in Rio de Janeiro ankamen.- Die italienische Post hatte am 9.12.1930 im Vorfeld dieses Geschwaderflugs von Rom nach Rio eine Sonderflugpostmarke zu 7,70 Lire in mattblauer Farbe und in einer Auflage von lediglich 20000 Stück verausgabt, die unter der Aufschrift „Crociera Aerea Transatlantica“ mehrere Wasserflugzeuge des Geschwaders zeigte und auf nachstehendem Flugpostbrief Verwendung fand:

13 1931 Rom-Rio

Die Sondermarke ist zusammen mit einer Dauermarke zu 1,25 Lire blau, die König Viktor Emanuel III. gewidmet ist, mit dem Sondermaschinenstempel des Luftpostamtes in Rom vom 15.12.1930 entwertet. Links oben befindet sich der blaue Flugpostbestätigungsstempel „Primo Volo Transatlantico in Formazione di Stormo“. Der Umschlag ist „An Seine Exzellenz (A.S.E.= Alla Sua Eccellenza) den General Italo Balbo, Minister der italienischen Luftfahrt, Rio de Janeiro“ gerichtet, wo er gemäß dem rechten vertikalen Maschinenstempel am 22.1.1931 den Ankunftsstempel des dortigen Postamts erhielt. Das Besondere an diesem erkennbar zu Souvenirzwecken versandten Umschlag sind aber die auf ihm befindlichen 19 Unterschriften. Dem Verfasser ist es in stundenlanger Detailarbeit gelungen, jede Unterschrift mit den seinerzeitigen Besatzungslisten abzugleichen und sie namentlich zuzuordnen. Außer Giuseppe Valle haben von jeder der 10 angekommenen Maschinen Pilot und Copilot sich auf dem Umschlag verewigt, insbesondere auch der Geschwaderkommandant Italo Balbo (in rötlicher Schrift in der Mitte des rechten Briefdrittels) persönlich, was den Wert dieses ohnehin schon prachtvollen Sammlerstücks noch einmal deutlich erhöht.

 

Die Antwort auf die Frage, was das australische Sydney und das bayrische Lindau gemeinsam haben, lässt sich auf den ersten Blick mit einem „nichts“ geben. Der Kontrast zwischen beiden Orten könnte kaum größer sein, ob heute oder ob im Jahre 1886: Die Weltstadt und Hauptstadt des Bundesstaates New South Wales Sydney zählt heute rund 5 Mio. Einwohner (1886: ca. 300.000), Lindau gerade einmal 25.000 (1886: rund 10.000). Lindau liegt am nordöstlichen Ufer des Bodensees, Sydney -aus Sicht des „alten Europas“- am Ende der Welt, eben „down under“. Doch eint der „Inselgedanke“ wohl beide Städte, denn Lindaus berühmte Altstadt liegt auf einer Insel, nur durch einen Bahndamm und eine Straßenbrücke mit dem Seeufer verbunden, im „Schwäbischen Meer“. Australien, das einen Kontinent bildet, ist vom Indischen Ozean und vom Pazifik umgeben. Doch gab es zwischen beiden Städten im Jahre 1886 zumindest  e i n e  Verbindung, und zwar in Form des folgenden Briefs, der seinerzeit von Sydney nach Lindau befördert wurde:

34 1886 New South Wales

Der Umschlag (der einst eingelegte Brief ist nicht mehr vorhanden) ist mit 2 Exemplaren der 2 Pence blau, einer 6 P lila sowie einer 8 P gelb frankiert, die sämtlich Queen Victoria (24.5.1819- 22.1.1901; reg. seit 1837) zeigen und eine hübsche kontrastreiche Dreifarbenfrankatur darstellen. Die Marken sind mit 2 verschiedenen Stempeln entwertet, zum einen mit einem ovalförmigen Stempel „NSW“ (= New South Wales), zum anderen mit dem Ortsstempel „Sydney“ vom 26.10.1886, der seitlich links zusätzlich abgeschlagen ist. Unser Poststück ist an „Herrn Wilhelm Spaeth, Bayr. Hof, Lindau, Bodensee, Germany“ adressiert. Das Hotel „Bayerischer Hof“ existiert noch heute als „1. Haus am Platze“ und liegt auf der Altstadtinsel direkt am Bahnhof und am Seehafen mit Blick auf Lindaus Wahrzeichen „Löwe und Leuchtturm“, beide 1856 errichtet. Natürlich konnte der Brief von Sydney damals nur per Seepost nach Europa gelangen. Das konkrete Schiff hatte der Absender mit dem Vermerk „per SS. Orient“ vorgegeben (SS= Steamship). Über die „SS Orient“ wissen wir dank eines noch heute in einem Melbourner Museum ausgestellten Schiffsmodells gut Bescheid. Die „Orient“ wurde 1879 in Glasgow auf der Werft John Elder & Co. als Schraubendampfer mit zwei Schornsteinen und 4- Master mit Hilfsbesegelung für die Orient Steam Navigation Co. Ltd gebaut und besaß seit 1884 sogar elektrische Beleuchtung. Sie wurde auf der Route Southampton- Australien via Suez- Kanal und zurück eingesetzt. Diese Route nahm auch unser Brief, der gemäß rückseitigem Ankunftsstempel am 4.12.1886 in Lindau eintraf. Vielleicht hatte der Adressat als Hotelgast ein Zimmer mit Seeblick und sah beim Lesen des Briefs aus dem Fenster auf den Hafen. Möglicherweise gedachte er dabei auch des keine 6 Monate zuvor am 13.6. auf tragische Weise verstorbenen Königs, des „Märchenkönigs“ Ludwig II.

Die Sage von Leda und dem Schwan handelt davon, dass sich Zeus einst in Leda (Λήδα) verliebte, sich ihr in Gestalt eines Schwans näherte und ihr dabei so „nahe“ kam, dass Leda nach neun Monaten die „Schöne Helena“ gebar, deren späterer Raub Anlass für den Kampf um Troja werden sollte. Die Verführungsszene von „Leda mit dem Schwan“ war seit der Antike ein beliebtes Motiv der bildenden Kunst. Wir erzählen hingegen, bezogen auf Australien, die philatelistische Geschichte von „Victoria mit dem Schwan“, die natürlich ohne die erwähnten Folgen blieb, zumal Queen Victoria (24.5.1819- 22.1.1901; reg. seit 1837) mit ihrem Gemahl Prinz Albert 9 Kinder hatte.- Im Zuge der Kolonisierung Australiens durch die Briten im 19. Jahrhundert entstanden britische Kronkolonien, beginnend 1788 mit einer Sträflingskolonie in Neusüdwales. Im Laufe der Zeit kamen neue Kolonien hinzu, die -außer dem Northern Territory- alle bis zur Gründung des Commonwealth of Australia von 1901 ihre eigenen Briefmarken verausgabten und heute zusammen mit dem Northern Territory Australiens 7 Bundesstaaten bilden: Neusüdwales, Queensland, Südaustralien, Tasmanien, Victoria und Westaustralien. Die nachstehende Kollektion zeigt in der unteren Reihe 5 Schwan- Marken Westaustraliens und in der oberen Reihe in alphabetischer Reihenfolge je ein Exemplar der Marken der 5 anderen Kolonien, die sämtlich ein Portrait Queen Victorias zeigen:

33 1850  Australien

Oben links sehen wir ein ungestempeltes, oben und rechts sehr breitrandiges Exemplar der 2 Pence schieferblau, die in Neusüdwales 1851 verausgabt wurde, allerdings mit einem nicht gerade schmeichelhaften Portrait der Queen; immerhin verlieh ihr der Stecher in Sydney einen Lorbeerkranz. Wesentlich gelungener, weil in London hergestellt, sind die Briefmarken von Queensland, hier mit der gezähnten und ungebrauchten 1 Shilling purpur von 1874 repräsentiert, auf der Victoria mit Krone, Halsschmuck und Ohrhängern volles Ornat trägt. Eher nüchtern, aber klassisch elegant wirkt die 3. Marke der oberen Reihe, die 6 Pence violettblau, die 1857 von Südaustralien verausgabt wurde. Sie ist allseits vollrandig geschnitten und zentrisch mit einem Barrenstempel sauber entwertet. Als Vertreterin Tasmaniens fungiert rechts daneben die gezähnte 1 Shilling zinnober von 1864, deren mittiges Portrait den Ausgaben Queenslands entspricht. Ganz anders wirkt hingegen die 1 Penny rosa von 1850 rechts außen, die als Michel- Nr. 1 der Kolonie Victoria eine sitzende, geradezu madonnenhafte Königin zum Motiv hat und allseits hervorragend geschnitten und schön gestempelt ist. Die 5 Marken der unteren Reihe mit den Schwänen stammen aus Westaustralien, dessen Wappentier ein Trauerschwan ist, der das jeweilige Markenmotiv bildet. Besonders hervorzuheben ist die Michel- Nr. 1 unten links, eine vollrandige und zentrisch gestempelte 1 Penny schwarz von 1854. So hat auf unserem Tableau jede „Victoria“ ihren „Schwan“, aber die Anzahl der abgebildeten Marken verändert sich auch nach 9 Monaten nicht.

 

 

„Kouros“ (griechisch: ΚΟΥΡΟΣ) ist in der griechischen Kunst ein fester Terminus für die Statue eines „jungen Mannes“, was ΚΟΥΡΟΣ in deutscher Übersetzung bedeutet. Der Plural lautet „Kouroi“ (ΚΟΥΡΟΙ). Noch bekannter ist aber das weibliche Pendant, nämlich eine „Kore“ (ΚΟΡΗ), was „Jungfrau“ bzw. „Mädchen“ heißt und deren berühmteste Vertreterinnen als Karyatiden die Vorhalle des Erechtheion auf der Akropolis von Athen schmücken. Allerdings wurden die 6 Originale wegen des Athener Smogs durch Kopien ersetzt: 5 befinden sich im Akropolis- Museum, die 6. und am besten erhaltene seit 1811 in Londons British Museum. Kouroi gab und gibt es in Griechenland natürlich nicht nur in der Kunst, sondern auch im wirklichen Leben, auch in Nauplia (altgriechisch: Ναυπλία) / Nafplio (neugriechisch: Ναύπλιο oder Ναύπλιον), der von 1829 bis 1834 ersten provisorischen Hauptstadt des ab 1827 wieder hergestellten unabhängigen Hellas. 1870 schrieb in Nauplia ein dort heimischer „Kouros“ den hier abgebildeten Brief (der Inhalt ist nicht mehr vorhanden, sondern nur noch die Faltbriefhülle) nach Marseille:

10  1870 Griechen land

Dabei handelt es sich bei diesem „Kouros von Nauplia“ aber nicht um eine antike Statue wie z.B. den „Epheben von Antikythera“ oder die „Venus von Milo“, sondern um einen Mann, der mit Nachnamen einfach nur „Kouros“ hieß, also „Jungmann“, und als Geschäftsmann das Jünglingsalter wohl längst hinter sich gelassen hatte. Der Brief ist mit 4 „Großen Hermesköpfen“ der Athener Ausgabe von 1868/69 frankiert: Links sehen wir eine oben angeschnittene 40 Lepta lilabraun, rechts daneben eine vollrandige 20 L hellblau und ganz rechts ein allseits vollrandiges Paar der 5 L mattgrün auf grünlich. Die Marken sind einzeln sauber mit dem Punktrhombenstempel „15“ von Nauplia entwertet, wobei auch hier der französische Einfluss auf das Postwesen unverkennbar ist, weil das Stempelsystem 1:1 von Frankreich, nur mit anderen und viel weniger Nummern (es gibt nur 152 verschiedene Stempelnummern) übernommen wurde. Rechts oben ist - wie nach dem französischen Vorbild- der Zweikreisortsstempel von „Nauplion“ (ΝΑΥΠΛΙΟΝ) vom 20.10.1870 (jul. Kalender, entspricht dem 1.11.1870 des greg. Kalenders) abgeschlagen. Rückseitig finden wir den Transitstempel von Piräus (ΠΕΙΡΑΙΕΥΣ) vom 22.10. (3.11.). Unser Brief ist an „Alexandre A. Couros“ gerichtet und kam gemäß dem violetten Ankunftsstempel, der über zwei Marken verläuft, am 8.11. in Marseille an. Der „Kouros von Nauplia“ schrieb also an den „Kouros von Marseille“, der seinen alten Namen freilich schon „französiert“ hatte. Marseille war einst als griechische Kolonie Massalia gegründet worden, so dass das Poststück dorthin letztlich aus dem „Mutterland“ kam.

Zu den schönsten Exponaten des Archäologischen Museums von Olympia gehört zweifelsohne der sog. „Hermes des Praxiteles“, eine auf ca. 340 v. Chr. datierte Marmorskulptur des Hermes mit dem Dionysos- Knaben auf dem Arm. Sie soll von dem bedeutenden griechischen Bildhauer Praxiteles (ca. 390- ca. 320 v. Chr.) stammen und wird bereits von Pausanias erwähnt. Die Statue wurde 1877 bei Ausgrabungen im Heratempel von Olympia entdeckt, freilich ohne rechten Unterarm und ohne Unterschenkel. Letztere wurden im Rahmen einer aufwendigen Restaurierung kunstvoll ergänzt, so dass wir heute Hermes in klassischer Positur mit Spiel- und Standbein bei einem Museumsbesuch im antiken Olympia bewundern können.- Als Griechenland 1861 endlich seine ersten Briefmarken (insoweit ein „Nachzügler“) verausgabte, orientierte man sich optisch an den damaligen französischen Briefmarken und ließ die erste Auflage deshalb auch gleich in Paris drucken. Doch musste man zwangsläufig einen passenden Ersatz für den Kopf des französischen Kaisers Napoleon III. finden. Obwohl der Hermes des Praxiteles 1861 noch nicht gefunden war, fiel die Motivwahl auf einen Hermeskopf, denn Hermes war in der griechischen Mythologie der Götterbote und damit als Symbol für das Postwesen prädestiniert. Zwischen 1861 und 1882 erschienen - nach Hauptnummern des Michel- Katalogs- 61 sog. „Große Hermesköpfe“- Briefmarken. Eine ungewöhnliche Kombination dieser Marken auf einem Briefstück präsentieren wir hier wie folgt:

9  1862 Griechen land

Das Briefstück dürfte einst aus einem Wertbrief ausgeschnitten worden sein, wie die hohe Frankatur von 12,35 Drachmen (damals exakt 12,35 französischen Francs entsprechend) vermuten lässt. Hier wurden sage und schreibe gleich 18 (!) Hermesköpfe der Athener Ausgabe von 1862 verklebt, nämlich drei Fünferstreifen des seinerzeitigen Höchstwerts von 80 Lepta (1 Drachme= 100 Lepta) karminrosa auf rosaweiß sowie rechts am Rand senkrecht untereinander je 1 Marke der 10 L orange auf bläulich, der 5 L gelbgrün auf grünlich sowie der 20 L hellblau auf bläulich. Der Schnitt der Marken ist - außer bei den Werten zu 5 L und 10 L, die leicht berührt bzw. angeschnitten sind - tadellos, wobei insbesondere der Umstand zu betonen ist, dass gerade die seltenen und daher wertvollen Fünferstreifen allseits breitrandig geschnitten sind. Die farbfrischen Marken sind mit dem damals üblichen Punktrhombenstempel „1“ von Athen paarweise entwertet, der mittlere Streifen dabei „gesichtsfrei“. Wohin das Poststück von Athen aus „reiste“, verrät uns das Briefstück leider nicht, aber es strahlt, auch wenn dieser Hermes nicht von Praxiteles stammt, eine Schönheit aus, die zumindest den enthusiastischen Philatelisten fast so ergreift wie den Kunstliebhaber die eingangs erwähnte Hermesskulptur!

 

 

 

 

Donnerstag, 06 Juni 2019 19:00

1918: Die Versenkung der „Szent István“

Österreich- Ungarn unterhielt bis zum Ende des 1. Weltkriegs eine mächtige Kriegsflotte in der Adria, die der Sicherung der damals zur Doppelmonarchie gehörenden Küste von Triest bis Cattaro (Kotor) diente. Die größten dieser K.u.K.- „Dickschiffe“ waren die 4 Schwesternschiffe „Viribus Unitis“ (Flottenflaggschiff), „Tegetthoff“, „Prinz Eugen“ und die den Reichsteil Ungarn repräsentierende „Szent István“ („Heiliger Stephan“). Die schwere Artillerie von jeweils zwölf 30,5 cm- Geschützen war auf vier Drillingstürme auf Vor- und Achterschiff verteilt. Traurige Berühmtheit erlangte die erst 1915 in Dienst gestellte „Szent István“, die am 10.6.1918 unweit der Insel Premuda von dem italienischen Motortorpedoboot MAS 15 mit 2 Torpedos versenkt wurde. - Am 29.6.2018 verausgabte die ungarische Post anlässlich des 100. Jahrestags der Versenkung (=süllyedö) dieses „ungarischen“ Schlachtschiffs, dessen Bau die damals gewaltige Summe von 60 Mio. Kronen verschlungen hatte, einen Markenblock zu dessen Gedenken (= emlékére), der die entscheidenden Szenen, die zum Untergang führten, zeigt. Von den nur 70.000 verausgabten Blocks präsentieren wir hier Block Nr. 34284:

1918 Szent Istvan
Wir sehen das mit einer dicken Rauchfahne fahrende Schlachtschiff (= csatahajó) in der ersten Morgendämmerung des 10.6.1918 vor der dalmatinischen Küste. Der Flottenchef Konteradmiral Horthy wollte mit einer spektakulären Aktion die Sperre bei Otranto durchbrechen und dabei alle 4 Großkampfschiffe einsetzen, die in zwei Verbänden mit je zwei Schlachtschiffen im Tagesabstand den Kriegshafen Pola verließen. Doch verzögerten unglückliche Umstände die Marschfahrt des 2. Verbands mit der „Szent István“, die nie zuvor auf Höchstfahrt getestet worden war: Die nicht geöffnete Torpedosperre am Hafeneingang kostete 1 Stunde Zeit und damit längeren Sichtschutz in der Nacht. Das Schiff hatte anders als seine Schwesternschiffe nur 2 statt 4 Schrauben, die Backbordturbine lief heiß und ließ keine volle Fahrt zu, und durch schlechte und feuchte Kohle waren die schwarzen Rauchsäulen über den Schornsteinen weit erkennbar. Das auf einer Patrouillenfahrt befindliche kleine italienische Motortorpedoboot MAS 15 entdeckte gegen 3.15 Uhr die Rauchsäulen des feindlichen Verbands. Kommandant Luigi Rizzo zögerte keinen Augenblick, durchbrach unbemerkt die österreichische Geleitsicherung und traf gegen 3.30 Uhr mit zwei Torpedos mittschiffs die Steuerbordseite der „Szent István“, die durch massiven Wassereinbruch schnell krängte und schließlich 30 Grad Schlagseite bekam. Alle Rettungs- und Schleppversuche scheiterten. Das Unglück wurde von einem auf der „Tegetthoff“ befindlichen Kamerateam aufgenommen. Das berühmteste Foto ist das Motiv der Blockmarke zu 800 Forint. Gegen 6.05 Uhr kenterte das stolze Schlachtschiff. Von über 1000 Mann Besatzung fanden 89 Mann den Tod. Die „Szent István“ ruht noch heute kieloben in ca. 60 m Tiefe.

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