Dänemark und die rund 3300 km südwestlich gelegene Insel Madeira haben wenig gemein: Madeira liegt zwar im Atlantik, an den auch Dänemark über die Nordsee als Randmeer des Atlantiks grenzt, aber damit enden eigentlich schon die Gemeinsamkeiten, denn das flache berglose Dänemark kann nicht mit Madeiras Bergen von bis zu 1862 m Höhe und natürlich noch weniger mit dem subtropischen milden Klima und seiner üppigen Vegetation, vor allem an Madeiras Südküste konkurrieren. Doch gilt das weitgehend auch für die Britischen Inseln, weshalb viele Touristen aus Großbritannien schon seit langem Madeira als Urlaubsziel bis in unsere Tage wählen. Aus wohl demselben Grund waren natürlich auch schon viele Dänen zu Gast auf Madeira und schrieben Urlaubsgrüße in ihre eher frische, windige und feuchte Heimat im Norden. Briefe von Dänemark nach Madeira sind hingegen weit seltener zu finden, doch hatte das hier abgebildete Poststück, das 1926 von Kopenhagen aus versandt wurde, Portugals „atlantischen Vorposten“ als Destination:

31 1926 Dänemark
Das sehr gut erhaltene Einschreibe-Couvert ist geradezu „bilderbuchmäßig“ akkurat mit 9 dänischen Briefmarken, davon 8 verschiedenen Werten in 6 verschiedenen Farben frankiert. Es handelt sich ausschließlich um sog. Überdruckmarken, also frühere Ausgaben mit dem dänischen Wappen oder dem Portrait von König Christian X., die mit dem neuen schwarz überdruckten Wert versehen wurden. Bei 8 Marken lautet der neue Frankaturwert auf „7 ØRE“, nur bei 1 Wert auf 12 Ø, was eine Gesamtfrankatur von 68 Ø ergibt. 1926 feierte die dänische Post „75 Jahre dänische Briefmarken“, nachdem Dänemark als erstes aller skandinavischen Länder bereits 1851 seine erste Briefmarke verausgabt hatte. Gleichzeitig wurden die Portostufen für Inlandsbriefe auf 7 bzw. 12 Ø gesenkt, weshalb noch vorhandene Restwerte früherer Frei- und Dienstmarken mit dem neuen Wert jeweils überdruckt wurden, wie sie Bestandteile der hübschen Buntfrankatur sind, wobei allerdings die beiden seltensten Werte der überdruckten Dienstmarken fehlen. Im Jubiläumsjahr 1926 wurden die Marken mit dem Kopenhagener Ausstellungs-Sonderstempel „KØBENHAVN FRIM.JUB.UDST.“ (= „Frimærkers Jubilæums Udstilling“) entwertet, jedoch an 2 verschiedenen Tagen, nämlich am 19.4. und 22.4. Empfängerin des Einschreibens war „Madame Wera da Cunha Telles, Funchal, Madeira“, wobei diese „Wera auf Madeira“ die herrliche Sammler-Frankatur mit Sicherheit beim Absender „Poul Petersen“ in Kopenhagen bestellt hatte. Der Umschlag nahm seinen Weg von Kopenhagen aus gemäß rückseitigen Transitstempeln mit der Fähre bis Saßnitz und per Bahnpost über Hamburg und Bremen (Ankunft je am 23.4.1926), schließlich zu Schiff „Via England“ und dann wohl über Lissabon bis zu „Wera auf Madeira“, wobei das dortige Ankunftsdatum in Ermangelung eines rückseitigen Ankunftsstempels leider unbekannt bleibt.

Saloniki, heute als Thessaloniki Griechenlands zweitgrößte Stadt, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, wie zahlreiche antike Ausgrabungsstätten in der Stadt zeigen. Insbesondere der römische Kaiser Galerius ließ sich hier um 300 n.Chr. eine Palastanlage und ein Mausoleum errichten. Vor allem hinterließen aber die Türken, die die Stadt 1430 erobert hatten und dort bis 1912/13 herrschten, viele Spuren, neben dem Geburtshaus Atatürks z.B. den um 1535 erbauten und an der Uferpromenade gelegenen „Weißen Turm“ (λευκός πύργος), das heutige Wahrzeichen der Stadt und einst Teil der Befestigungsanlage und Gefängnis.- Seit 1857 war Frankreich vom Osmanischen Reich, das erst zum 1.7.1875 dem Weltpostverein beitrat, gestattet, in Saloniki wie auch in zahlreichen Hafenstädten der Levante ein eigenes französisches Postamt zu betreiben und damit den Postverkehr mit dem Ausland, insbesondere mit Frankreich abzuwickeln. Vor 1885 griff man hierbei auf die Marken des französischen Mutterlandes zurück, wie der hier abgebildete Faltbrief aus dem Jahre 1864 eindrucksvoll dokumentiert:
 18 1864 Frankreich1

Der hellblaue Geschäftsbrief ist mit 7 französischen Dauermarken des Second Empire von Kaiser Napoleon III. frankiert und beschert dem Sammler damit „7 auf einen Streich“. Besonders springt hierbei der am oberen Briefrand horizontal verklebte vertikale Fünferstreifen der 20 Centimes blau der gezähnten Ausgabe mit dem Portrait Kaiser Napoleons III. (20.4.1808-9.1.1873; reg. 1852-1870) ohne Kranz („Tête nue“) ins Auge. Zu diesem Streifen gesellte sich noch ein Einzelstück des gleichen Werts, denn für einen vertikalen Sechserstreifen hätte der Platz nicht ausgereicht, außerdem die 40 C orange der gleichen Ausgabe im linken unteren Eck. Alle Marken sind einzeln mit dem Punktrhombenstempel der „Gros Chiffres“ mit der Nummer „5095“ entwertet, die für Saloniki vergeben worden war. Die Nummernvergabe der „5000er“ und „5100er“ dieser Stempel erfolgte nämlich alphabetisch nach dem Anfangsbuchstaben der Stadt des jeweiligen Postamts, weshalb z.B. Rhodos die „5094“ und Smyrna (= heute Izmir) die „5098“ erhalten hatte. Zusätzlich ist der Doppelkreisortsstempel „Salonique, Turquie“ vom 6.9.1864 abgeschlagen. Absender war die in Saloniki ansässige Firma „Carissi Fils & Cie.“, wie der blaue ovale Firmenstempel belegt. Der Brief wurde an einen Geschäftspartner nach Genua („Gênes“) gerichtet und dorthin mit einem französischen Postdampfer befördert, wie der hellrote Stempel „Piroscafi Postali Francesi“ verdeutlicht. Laut rückseitigem Ankunftsstempel kam unser Brief am 15.9.1864 in „Genova“ an. Das Gesamtporto dorthin betrug 1,60 Francs, dem damals gültigen Tarif für einen Brief der 2. Gewichtsklasse. Insgesamt handelt es sich um einen sehr hübschen Beleg, vor allem wegen des gelungenen optischen Zusammenspiels von Marken, Farben, Stempeln und der schönen Handschrift des Absenders, kurzum um ein Stück mit viel Charme.

Sonntag, 16 Februar 2025 21:18

Frankreich 1853: „Ganz Große Koalition“

Über 60 Jahre lang kannte man in der Bundesrepublik Deutschland auf Bundesebene keine Regierungskoalitionen aus 3 Parteien, sofern man die CSU aufgrund ihrer Fraktionsgemeinschaft mit der CDU nicht extra zählt. Erst die „Ampelregierung“ ab Ende 2021 begründete eine 3-Parteien-Koalition, was aber kein „Novum“ darstellt, regierte doch auch Adenauer von 1949-1957 mit 3er- oder sogar 4er-Bündnissen, und während der Weimarer Republik bildeten SPD, Zentrum und DDP die sog. Weimarer Koalition. Unter einer „Großen Koalition“ verstand man bisher nur „Schwarz-Rot“ oder „Rot-Schwarz“, aber eine „Ganz Große Koalition“, also einen „Mix aus Rot, Schwarz und Grün“ (= „Kenia“- oder „Afghanistan“-Koalition) gab es auf Bundesebene noch nicht.- In der Philatelie bedarf es jedoch sehr häufig „Koalitionen“, die sich aus mehreren Briefmarken bilden, besonders dann, wenn der Höchstwert einer Freimarkenserie für den erforderlichen Tarif nicht ausreichte. Ein besonders schönes Beispiel hierfür dürfen wir mit der hier abgebildeten französischen „Ganz Großen Koalition“ aus dem Jahre 1853 präsentieren:
17 1853 Frankreich

Die Faltbriefhülle ist mit 3 Werten der 1. Briefmarkenausgabe Frankreichs frankiert, die die Darstellung der Göttin Cérès zum Motiv hat (sog. Cérès-Ausgabe). Sie symbolisiert hier zugleich die 1848 ausgerufene 2. Republik, an deren Spitze ab Ende 1848 Präsident Louis-Napoléon Bonaparte, ein Neffe Napoleons I., stand, der 1852 als Napoleon III. französischer Kaiser wurde. Der Brief ist mit der 1 Franc karmin, der 20 Centimes schwarz sowie der 15 C grün frankiert, die damit eine „Rot-Schwarz-Grüne Koalition“ bilden, um als Frankatur dieses Briefs von Paris nach New York zu dienen. Das Porto dorthin für einen Brief der 1. Gewichtsstufe betrug 1,30 F und wurde üblicherweise mit der 1 F karmin und 3 Marken der 10 C gelbbraun entrichtet, wobei in Paris mithilfe der grünen 15 C-Stadtpostmarke auch eine Kombination der 1 F karmin mit 2 Exemplaren der 15 C grün möglich war. Sehr selten gelangte ein „Trio“ aus der 1 F karmin, der 20 C schwarz und der 10 C gelbbraun zum Einsatz, weil der Postbeamte dann aus 3 verschiedenen Schalterbögen die Marken mit der Schere hätte herausschneiden müssen. Genauso zeitraubend war aber auch unsere hier vorliegende „Dreierkoalition“, die offenbar in Ermangelung von 10 C-Marken entstand, denn die Frankatursumme betrug 1,35 F und damit 5 C zuviel, so dass diese „Kombi“ außerordentlich selten ist. Die Marken sind mit einem Rollenpunktstempel („Roulettes de petits points sans fin“) entwertet. Daneben ist der Pariser Ortsdoppelkreisstempel vom 19.1.1853 abgeschlagen. Der Brief wurde via Liverpool mit einem dort am 22.1.1853 auslaufenden britischen Dampfer bis Boston und dann weiter nach New York befördert. Über die 15 C grün gehend sehen wir den Bostoner Ankunftsstempel vom 6.2.1853. Absender unseres Briefs mit seiner ungewöhnlichen, aber bildhübschen Frankatur war François Robert Boreel (1806-1869), der 1834 Sarah Astor Langdon, eine Enkelin des legendären ursprünglich aus Walldorf stammenden John Jacob Astor (1763-1848; „Waldorf Astoria“), geheiratet hatte.

Einen „Sechser“ beim Würfeln oder gar beim Lotto, nicht hingegen als Schulzensur, wünscht sich wohl jeder, nicht nur Fahrer eines Audi A 6 oder der 6er-Reihe von BMW. Bei Briefmarken handelt es sich bei einem „Sechser“ entweder um einen Sechserblock oder einen Sechserstreifen, letzterer im Englischen -bar aller Erotik- „Strip of Six“ genannt. Solche großen Einheiten sind bei klassischen Briefmarken selten. Sie sind folglich von Sammlern sehr gesucht. Mit einem solchen „Strip of Six“ von Australiens britischer Kolonie New South Wales aus dem Jahre 1863 wollen wir uns im Folgenden befassen:
10 1863 Australien

Der hellblaue, an den Rändern teils gebräunte Umschlag ist mit einem waagerechten Sechserstreifen der ab 1860 verausgabten 1 Penny scharlachrot in Zähnung „13“ frankiert. New South Wales, die einstige Sträflingskolonie, hatte bereits zum 1.1.1850 eigene Briefmarken verausgabt, die Ansichten seiner Hauptstadt Sydney zum Motiv hatten. Doch mit den Ausgaben ab 1851 rückte Königin Victoria (24.5.1819-22.1.1901; reg. seit 1837) auch auf den Marken von Neusüdwales „ins Bild“, so dass auch die Marken unseres Sechserstreifens den Kopf der Königin mit einem Diadem zeigen. Die Beschriftung beschränkt sich mit „NEW SOUTH WALES“, „POSTAGE“ und „ONE PENNY“ auf die „Essentialia“ einer Marke, also Herkunftsbezeichnung, Kennzeichnung als Postwertzeichen und Angabe des Frankaturwerts. Das entrichtete Porto lag somit bei 6 Pence, also einem halben Shilling. Dieses hätte auch mit einer einzigen Briefmarke zu 6 P, also ebenfalls mit einem „Sechser“ entrichtet werden können, doch ist der „scharlachrote Sechser“ eine regelrechte Augenweide für den Betrachter. Die Marken sind mit dem Nummernstempel „245“ entwertet, der zum Städtchen Hay gehört, das heute rund 2200 Einwohner zählt. Am Nordufer des Murrumbidgee River und einer wichtigen Furt der dortigen Viehtriebsroute zum Südufer gelegen, hatten schon die Gebrüder Lang als Pächter die Bedeutung dieser Lage erkannt, weshalb der Ort zunächst „Lang‘s Crossing“ hieß, bevor er Anfang 1861, mittlerweile auch eine Anlegestelle für Dampfschiffe, in „Hay“ umbenannt wurde. Immerhin bekamen dessen knapp 200 Seelen 1859 ein eigenes Postamt, auf dem dann unser Brief am 6.8.1863 eingeliefert wurde, wie der rückseitige Ortsstempel „HAY, N[EW] S[OUTH] W[ALES]“ belegt. Absender war George Clement Boase (1829-1897), ein aus Cornwall stammender Buchhändler und Antiquar. Das Poststück war an einen Empfänger in Melbournes Collins Street gerichtet, noch heute eine Hauptstraße dieser australischen Metropole. Unser Brief nahm seinen ca. 420 km langen Weg direkt nach Süden über Deniliquin (7.8.) und Moama (ebenfalls 7.8.) und traf am 10.8.1863 nach insgesamt 4 Tagen in Melbourne ein. - Nach 10 Jahren in Australien als Hauslehrer und Zeitungskorrespondent bekam George Clement Boase offenbar Heimweh, denn er kehrte bereits 1864 nach London zurück, wo er fortan die Firma Whitehead & Co. leitete. In Australien hatte er wohl nur philatelistisch einen „Sechser“ gefunden.

Sonntag, 01 Dezember 2024 20:16

Australien 1856: „Victoria for ever?“

Lange Zeit war es kaum vorstellbar, dass ein britischer Monarch länger als die legendäre Queen Victoria (24.5.1819-22.1.1901; reg. seit 1837) regieren würde, denn Victoria prägte mit über 63 Regierungsjahren ein Zeitalter. Doch gelang es ihrer Ururenkelin Elizabeth II. (21.4.1926-8.9.2022; reg. seit 1952), mit über 70 Regierungsjahren im Februar 2022 noch ihr „Platinum Jubilee“ zu begehen und im Juni zu feiern, womit sie in Großbritannien einen neuen Rekord an Thronjahren aufstellte. Zwar bleibt die Erinnerung an Queen Victoria fortbestehen, wofür weltweit auch unzählige Denkmäler und Benennungen von Orten, Seen und Gebäuden etc. sorgen. Doch hat es im Zuge des immer stärkeren Nationalbewusstseins der ehemaligen Kolonialvölker schon diverse Umbenennungen gegeben. So wurde z.B.Bombays/Mumbais berühmter Bahnhof Victoria Terminus 1996 in Chhatrapati Shivaji Terminus umbenannt, und auch für Afrikas Victoriasee wurden bereits Alternativnamen gesucht. Doch im Südosten Australiens ist „Victoria“ mit seiner Hauptstadt Melbourne immer noch der Name eines Bundesstaats, dessen Vorläufer, die gleichnamige britische Kolonie, sich 1851 von New South Wales abgespalten hatte. Wir präsentieren hier eine Faltbriefhülle von 1856, somit aus den Anfangsjahren der Kolonie „Victoria“:

1 1856 Australien Schon ab 3.1.1850 verausgabte Victoria „Victoria-Briefmarken“ mit entsprechender Herkunftsangabe, somit früher als alle Staaten des Deutschen Bundes, Bayern ausgenommen. Die erste Freimarkenserie zeigte eine madonnenhafte Queen Victoria in Halbfigur („Half Lengths“) auf dem St. Edwards-Krönungsstuhl sitzend. Doch bereits 1852 ging man bei Victorias Darstellung zur Ganzfigur („Full Lengths“) über, wobei auch hier Victoria auf dem Krönungsstuhl sitzt, aber die Reichsinsignien deutlich sichtbarer in ihren Händen hält. Zudem besitzt diese Ausgabe Hochformat und läßt die Queen auch durch eine helle Robe und eine aufgehellte Stuhllehne noch majestätischer erstrahlen. Da die neue Markenserie die Vorgängerausgaben von 1850 ablöste, sind Mischfrankaturen beider Ausgaben ziemlich selten und daher von den Sammlern gesucht, so wie obiger Brief, der die 3 Pence blau (links) der Ausgabe von 1850 mit der 1 Penny grün der späteren Ausgabe (rechts) vereint. Beide Marken sind enorm farbfrisch und weisen im Schnitt gute bis breite Ränder auf. Sie sind durch einen gemeinsamen Barrenstempel entwertet, offensichtlich in Ballarat, einer Stadt 120 km westnordwestlich von Melbourne gelegen, denn rückseitig ist der ovale Ortsstempel Ballarats vom 28.10.1856 abgeschlagen. Empfänger war der Generallandvermesser in Melbourne, wo der Brief gemäß rückseitigem Ankunftsstempel schon 1 Tag später eintraf.- Egal, ob der Bundesstaat Victoria auch in Zukunft seinen Namen behalten wird, jedenfalls auf unserem Brief mit den beiden im doppelten Wortsinn „Victoria-Marken“ bleibt Queen Victoria eine „Victoria for ever“.

Sonntag, 10 November 2024 16:45

Kuba 1894: „La Habanera“…

…ist zum einen ein deutscher Film aus dem Jahre 1937, in dem Zarah Leander das titelgebende Habanera-Lied „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ singt. Weit berühmter ist jedoch die „Habanera“ aus Bizets Oper „Carmen“, nämlich die Arie „L‘amour est un oiseau rebelle“ („Die Liebe ist ein wilder Vogel“). Beiden Liedern liegt ein Tanz afrokubanischen Ursprungs im 2/4 Takt zugrunde, der mit dem Tango verwandt ist und aus Kubas Hauptstadt Havanna stammt. Kolumbus hatte die Insel 1492 für Spanien in Besitz genommen, die ab dem 16. Jahrhundert zum Vizekönigreich Neu-Spanien gehörte. Kuba wurde im 19. Jahrhundert nach der Unabhängigkeit vieler Länder in Süd- und Mittelamerika Spaniens wichtigste verbliebene Kolonie. Havanna (La Habana), bereits 1519 gegründet, war seit 1617 Gouverneurssitz. Die Altstadt (La Habana Vieja) gehört seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe und stellt mit ihrem morbiden Charme in Verbindung mit amerikanischen Straßenkreuzern aus den 50er Jahren trotz immensen Sanierungsbedarfs wohl die touristische Hauptattraktion Kubas dar. Das heute nicht mehr existierende, in den 1980er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissene „Hotel Pasaje“ wurde 1876 als erstes Grandhotel Havannas eröffnet, wobei seine passagenartige überdachte Arkadenseite namensgebend wurde.- 1894 sandte ein Gast des „Grand Hotel Pasaje“ das hier abgebildete Poststück in die Niederlande:
1894 Kuba Der cremefarbene Umschlag ist mit der 10 Centavos lilabraun der Freimarkenserie von 1890 frankiert, die den damaligen spanischen König Alfons XIII. (1886-1941) als Kleinkind zeigt, denn er kam wenige Monate nach dem Tod seines Vaters Alfons XII. und damit gleich als König auf die Welt. Kuba hatte ab 1873 eigene Briefmarken, die das Design der Ausgaben des spanischen Mutterlandes übernahmen, aber an der Herkunftsangabe leicht zu erkennen sind, hier: „ISLA DE CUBA“. Die Einzelfrankatur ist ungewöhnlich sauber mit dem Doppelortskreisstempel „CORREOS HABANA“ vom „24.OCT.1894“ entwertet und damit eine echte „Habanera“. Unter dem Namen des Hotels sehen wir auf der linken Umschlaghälfte einen sehr schönen aufgedruckten Stich mit der prachtvollen Hauptfassade dieses damaligen Nobelhotels. Der Geschäftsbrief war an „Señor Don J.A. Koopmans“ nach „Gen[d]t [bei] Nymegen [= Nimwegen/Nijmegen], Holanda“ gerichtet, wo er via Paris (vorderseitige Transitstempel vom 9.11.1894) am 10.11.1894 ankam. Der Absender hatte dafür die Schiffspassagen „Via Tampa (Florida) y New York“ oben rechts vorgegeben.- Doch war es mit Spaniens karibischem Inselglück schon wenige Jahre nach der Beförderung dieses Briefes vorbei: Nachdem im Hafen von Havanna das US-Linienschiff „Maine“ im Februar 1898 in die Luft geflogen war, kam es zum Krieg mit den USA. In der für Kubas Schicksal entscheidenden Seeschlacht vor Santiago am 3.7.1898 hatten die völlig veralteten spanischen Panzerkreuzer keine Chance gegen die US-Marine. Kuba ging für Spanien verloren und wurde -jedoch weitgehend von den USA bis 1959 kontrolliert- selbständig.

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