So manchem republikanischen Regierungschef oder Staatsoberhaupt sagte man schon nach, im Laufe seines Wirkens monarchische Züge bzw. royale Allüren entwickelt zu haben, dies um so mehr, als manches Staatsoberhaupt einer Republik im ehemaligen Monarchenschloss residiert, so z.B. der österreichische Bundespräsident in der Wiener Hofburg oder der italienische Staatspräsident in Roms Quirinal- Palast. Einzelne solcher führender Repräsentanten, die den Amtseid auf die Republik geleistet hatten, ließen sich später zu Monarchen proklamieren wie z.B. die beiden „Napoleons“ I. und III. oder Albaniens Ahmet Zogu zu König Zogu I. Der Fall, dass ein einstiger Monarch nach dem Verlust seines Throns Regierungschef in der nachfolgenden Republik wurde, ist hingegen extrem selten, sogar -zumindest in Europa- singulär und trug sich in Bulgarien zu: Am 24.7.2001 wurde Simeon Borissow Sakscoburggotski (bulgarisch: Симеон Борисов Сакскобургготски; geb. 16.6.1937) vom bulgarischen Parlament zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Mann mit dem scheinbar so seltsamen Nachnamen entstammte dem deutschen Adelsgeschlecht Sachsen- Coburg- Gotha, war von 1943 bis 1946 als Sohn von Zar Boris III. und Enkel von Zar Ferdinand als Simeon II. letzter Zar von Bulgarien gewesen, musste jedoch 1946 mit 9 Jahren nach der Machtergreifung durch die Kommunisten und der Abschaffung der Monarchie das Land verlassen und lebte bis 1996 im Exil. Dabei war er bereits 1938 als Thronfolger anlässlich seines 1. Geburtstags von der bulgarischen Post gewürdigt worden, wie der nachstehende Beleg aus dem Jahre 1938 dokumentiert:
Der eingeschriebene Umschlag ist von Sofia nach Hamburg gerichtet und als Buntfrankatur mit 9 Briefmarken frankiert. Neben je 2 Exemplaren der 30 Stotinki gelbbraun mit der Darstellung von Getreideähren sowie der 50 St schwarz „Hühnerzucht“, die beide aus einer Markenserie zum Thema „Bulgarische Wirtschaft“ stammen, liegen der philatelistische Schwerpunkt und der Grund für die Versendung des Umschlags eindeutig bei den 5 Marken der oberen Reihe, die zusammen den kompletten Satz der Geburtstags- Ausgabe für den einjährigen Kronprinzen Simeon bilden und in den kräftigen Farben grün (1 Lew), rosakarmin (2 Lewa), orangerot (4 L), ultramarin (7 L) und braun (14 L) gehalten sind. Die Marken wurden jeweils in Dreiergruppen mit dem Luftpoststempel „Poste Aérienne“ vom 8.8.1938 in Sofia (София) entwertet und der Beleg an den seinerzeitigen Hamburger Briefmarkenhändler Karl Hennig per Luftpost versandt. Die hübsche Buntfrankatur traf gemäß rückseitigem Ankunftsstempel bereits am 10.8. in Hamburg ein, somit nur rund ein Jahr vor Ausbruch des 2. Weltkriegs, und wurde von Hennig sicherlich an einen seiner Kunden veräußert. Mit Simeons Portrait gab es danach nur noch eine einzige Marke, die ihn 1944 als 7- jährigen König zeigt. Der Ex- Zar Simeon war von 2001 bis 2005, somit 4 Jahre lang bulgarischer Ministerpräsident und damit 1 Jahr länger im Amt als seine Regierungszeit als Kind- Zar währte.