Großbritannien 1840: „Blue Strip/Blauer Streifen“
Am 6.5.1840 verausgabte die britische Postverwaltung mit der „Penny Black“ und der 2 Pence Blue die beiden ersten Briefmarken der Welt. Sie zeigen ein Jugendbildnis der damals erst knapp 21-jährigen Queen Victoria (24.5.1819-22.1.1901; reg. seit 20.6.1837). Mit fast 64 Regentschaftsjahren gehört Victoria zu den am längsten regierenden Monarchen, doch übertraf ihre Ururenkelin Elizabeth II. (21.4.1926-8.9.2022; reg. seit 6.2.1952) sie insoweit mit über 70 Regierungsjahren. Unter Victorias Herrschaft erfuhr das British Empire seine größte Ausdehnung, als weite Teile Afrikas und Asiens zum damaligen „Alt-Bestand“ hinzukamen. Im Zuge der Entkolonisierung gingen aber die meisten Gebiete unter Georg VI. und Elizabeth II. als Folge des 2. Weltkriegs und des erwachten Nationalbewusstseins der Kolonialvölker verloren, so dass man heute die Zeiten des British Empires als „Tempi passati“ ansehen muss. - An diese Entwicklungen in der Zukunft dachte aber wohl niemand, als 1840 der hier abgebildete blaue Fünferstreifen der am 6.5.1840 verausgabten 2 Pence Blue der Frankatur eines Poststücks diente:
„Blaue Streifen“ heißt zwar laut Internet eine Elitetruppe in einem kriegerischen Computerspiel, doch nennt man in der Philatelie eine horizontale oder vertikale Aneinanderreihung von mindestens drei ungetrennten Briefmarken einen „Streifen“, so dass es hier folglich um einen blauen Fünferstreifen geht. Im Englischen bezeichnet man einen solchen als „Blue Strip of Five“, wobei dies natürlich nichts mit „Striptease“ oder der finnischen Rockband „Micke Bjorklof & Blue Strip“ zu tun hat. Unser waagerechter farbfrischer Fünferstreifen ist weitgehend bis auf die ersten beiden linken Marken, die im Schnitt teilweise leicht angeschnitten sind, vollrandig. Alle Marken sind sauber jeweils mit einem roten „MC“ (= Malteserkreuz-Stempel) entwertet, was einen besonders schönen Farbkontrast zur blauen Markenfarbe bildet. Die unteren Eckbuchstaben der Marken verraten uns deren ursprüngliche Position im Druckbogen zu 240 Stück = 2 £. Es gab nämlich 20 horizontale Reihen zu 12 Marken jeweils von A bis L, vertikal demgemäß die Buchstaben von A bis T, so dass die erste Marke oben links AA als Kennung besaß und die Marke ganz unten rechts TL. Unser Streifen umfasst die Buchstabenreihung MH bis ML, so dass er aus der 13. horizontalen Reihe mit den letzten 5 Marken und damit vom rechten Bogenrand stammt. Fünferstreifen der 2 Pence Blue von 1840 sind äußerst selten und entsprechend wertvoll, während hingegen solche Streifen ihrer fast identischen Nachfolgerin von 1841, die sich nur durch einen waagerechten weißen Unterstrich unter „POSTAGE‘‘ und einen ebensolchen über „TWO PENCE“ unterscheidet, deutlich häufiger als unser „Blue Strip of Five“/„Blauer Fünferstreifen“ zu finden sind.
Frankreich 1860: „Der Stempel macht‘s!“
1954 drehte Alfred Hitchcock u.a. in Nizza den berühmten Film „Über den Dächern von Nizza“, mit Cary Grant und Grace Kelly in den Hauptrollen. Grace Kelly lernte im Folgejahr Fürst Rainier III. von Monaco kennen und gab 1956 ihre Filmkarriere nach der Hochzeit mit dem Fürsten auf. - 100 Jahre zuvor war der Filmschauplatz Nizza aber noch nicht französisch, sondern gehörte wie auch Savoyen zum Königreich Sardinien-Piemont, war also, wie schon der Name besagt, noch italienisch. Die Grafschaft Nizza verzeichnete schon zuvor eine wechselvolle Geschichte aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage und wechselte immer wieder den Besitzer, wobei Nizza unter Ludwig XIV. und Napoleon bereits für einige Jahre zu Frankreich gehörte. Nach Napoleons Abdankung 1814 fiel Nizza wieder an Piemont, wurde aber 1859 im Krieg um Italiens Einigung mit Savoyen für Napoleon III. zur „Verhandlungsmasse“. Aufgrund eines Geheimabkommens sollte Frankreich für seinen Kriegseintritt gegen Österreich die Lombardei mit Mailand und eigentlich auch Venetien dem Königreich Sardinien-Piemont verschaffen und dafür Savoyen und Nizza erhalten. Obwohl Venetien bis 1866 österreichisch blieb, bekam der Sieger 1860 den vereinbarten „Preis“. Nachdem im April 1860 99,3 % der Einwohner Nizzas für die Angliederung an Frankreich gestimmt hatten, rückten am 14.6.1860 französische Truppen in Nizza ein. Die dortige sardische Postverwaltung wurde durch die französische ersetzt, was aber anfangs zu kuriosen Frankaturen führen konnte, wie nachstehender Brief zeigt:
Der Faltbrief ist mit der französischen 20 Centimes blau der Ausgabe „Napoléon non dentelé“ mit dem Portraitkopf Kaiser Napoleons III. frankiert. Zwar ist die Marke allseits breitrandig geschnitten, insbesondere rechts und links durchgehend überrandig mit Teilen der Nachbarmarken, doch diente die blaue 20 C-Marke dem Standardporto für Überlandbriefe der 1. Gewichtsstufe innerhalb Frankreichs. Laut Maury-Katalog wurden davon fast 1 Mrd. Exemplare gedruckt, so dass die Marke im Michel-Katalog lose mit nur 1 € und auf Brief mit 2,50 € wertet, also keinerlei Rarität darstellt. Doch der Stempel „macht‘s“: Anfang September 1860 fehlten in einigen Postämtern noch Stempel mit der neuen französischen Ortsangabe „Nice“, weshalb das Hafenpostamt vorübergehend noch auf die sardischen, also italienischen Stempel „Nizza Mar(ittim)a“ zurückgreifen musste. Und genau dieser Stempel ist auf unserem Brief mit dem Datum 5.9.1860 gleich zweimal abgeschlagen, zum einen wunderbar zentrisch auf der Marke, des Weiteren gut lesbar daneben. Diese seltene Kombination von Marke und sardischem Stempel bedeutet auf Brief den 200fachen Katalogwert. Der via Marseille nach Lyon gerichtete Brief erreichte seinen Empfänger gemäß rückseitigem Ankunftsstempel bereits 1 Tag später (6.9.1860). Der hübsche Brief entstammt der umfangreichen „Ing. Pietro Provera Collection“, ein großer Sammler und zugleich Markenprüfer, der eine Vorliebe für außergewöhnliche klassische philatelistische Belege, vornehmlich aus Frankreich und Italien, hatte.
Frankreich 1856: Tröstendes „Anhängsel“?
Mit „Anhängseln“ ist es so eine Sache: Es gibt wichtige, z.B. männliche, ohne die die Menschheit aussterben würde, so dass es dann auch keine Briefmarkensammler gäbe. Ansonsten steht der Begriff eher für etwas Minderwertiges, eine überflüssige bis lästige Begleiterscheinung oder eine unbedeutende Person. Bei Briefmarken finden sich häufig solche „Anhängsel“, z.B. in Form eines mitverausgabten Zierfelds. Die bekanntesten „Marken-Anhängsel“ sind aber Teile der Bogeneinfassungen, früher weiß, teils mit Zahlen bedruckt, heute bei jeder Marke im 10er-Bogen der Deutschen Post AG vorhanden. Bei den früheren großen Schalterbögen mit je über 100 Marken gab es das nur bei den Außenmarken am Bogenrand. Besonders begehrt sind diese „Anhängsel“ am unteren Bogenrand bei den frühen Briefmarken Israels, die mit sog. „Full Tabs“ viel höher bewertet werden. Doch achtete man im 19. Jahrhundert bei der Post fast nie auf diese Bogenränder und trennte sie vor dem Aufkleben als störendes Beiwerk ab, so dass nur wenige Marken mit einem „Anhängsel“ erhalten blieben und auf einem Brief wie z.B. dem hier abgebildeten französischen Faltbrief aus dem Jahre 1856 äußerst selten zu finden sind:
Der tadellos erhaltene Geschäftsbrief ist mit der 20 Centimes blau der noch geschnittenen 1. kaiserlichen Markenausgabe mit dem Portrait Kaiser Napoleons III. frankiert, die mit einer Auflage von fast 1 Mrd. Exemplaren aber eine „Massenware“ darstellt. Mit diesem Wert wurde nämlich das Standardporto für einen Brief der 1. Gewichtsstufe innerhalb Frankreichs entrichtet. Die Marke ist allseits vollrandig, jedoch nicht mit der Schere geschnitten, sondern, wie die ausgefransten Ränder belegen, regelrecht aus dem Schalterbogen „gerissen“. Doch glänzt die farbfrische Marke mit ihrem rechten bis zu 11 mm breiten Rand: Man erkennt dadurch sofort, dass die Marke vom rechten Bogenrand stammt, doch weist sie zudem die blaue Bogen-Randeinfassungslinie auf, die man in Frankreich „filet d‘encadrement“ nennt. Ein solches „Filet-Stück“ auf Brief bewertet der Maury-Katalog mit 400fachem Aufschlag, dies wegen seiner großen Seltenheit. Die Marke wurde mit dem Punktrhombenstempel von Bordeaux „441“ entwertet. Rechts ist zudem der Ortsstempel vom 23.1.1856 abgeschlagen. Der Brief der Spediteure Sallesses, Marcou & Cie. („Transports accelérés“) ist an Frédéric Pallier in Nîmes gerichtet. Dieser hatte sich zuvor über einen nachhaltigen Lieferverzug beschwert und wurde in unserem Brief dahingehend vertröstet, dass „das Schiff ‚Bretagne‘ noch nicht auf Reede läge, sondern wohl in irgendeinem Hafen auf besseres Wetter warte, man wolle aber alles tun, was möglich sei“. „Frédéric“ aus Nîmes erhielt am 25.1.1856 den Brief, der immerhin viel ausführlicher war als heutige Verzugsankündigungen wie „delayed“ oder „cancelled“ in der Luftfahrt oder bei der Bahn. Ob ihn jedoch das „Anhängsel“ mit dem „filet d’encadrement“ besänftigte, ist eher zu bezweifeln, genauso die Annahme, die Absender hätten ihn mit dieser Gabe trösten wollen.
Württemberg 1870: From „THE LÄND“ to „BREXIT-LAND“
„Wir können alles außer Hochdeutsch“ war Baden-Württembergs Slogan zur Selbstvermarktung von 1999 bis 2021, bevor man im Oktober 2021 meinte, mit etwas Neuem aufwarten zu müssen, und die Kampagne „THE LÄND“ startete. Angeblich will sich Baden-Württemberg damit neu erfinden, macht sich damit aber -nicht nur- nach Meinung der renommierten NZZ lächerlich. Neckargemünd hat Anfang 2022 sogar wegen eines entsprechenden „THE LÄND“-Plakats neben dem Ortsschild ein Bußgeldverfahren gegen das „Ländle“ eingeleitet. Dabei darf nicht übersehen werden, dass der Südweststaat Baden-Württemberg überhaupt erst seit 1952 existiert und bis 1918 das Großherzogtum Baden sowie das Königreich Württemberg selbständige Monarchien waren, seit 1871 als Bundesstaaten des Deutschen Kaiserreichs. Württemberg behielt dabei bis 1900 die eigene Posthoheit, wie die 62 Briefmarken-Hauptnummern des Michel-Katalogs eindrucksvoll belegen. Im Mai 1870 zog es den nachstehend abgebildeten Postbeleg vom schwäbischen Teil des Neckars zur britischen Themse:
Der chamois-farbene tadellos erhaltene Umschlag ist mit lediglich einer Briefmarke, dafür aber mit dem bis dahin von der Königlich Württembergischen Post verausgabten Höchstwert von 18 Kreuzern frankiert. Während Baden bis dahin nur eine einzige Marke zu 18 Kr, allerdings auch eine zu 30 Kr verausgabt hatte, brachte es Württemberg bis 1870 auf 6 verschiedene 18 Kr-Marken. Ursprünglich war die blaue Farbe diesen Höchstwerten vorbehalten, doch änderte sich das ab 1864, als die blaue Farbe wie in Baden, Bayern und der Thurn und Taxisschen Post der 6 Kr-Marke zugeteilt wurde, und die 18 Kr-Marken die Farbe (gelblich)orange erhielten, die vorher die 3 Kr-Werte besaßen (letztere wurden ab der Umstellung in roter Farbe gedruckt). Unsere farbfrische 18 Kr orange ist gut zentriert und weist an Mängeln lediglich 2 leicht verkürzte Zahnspitzen am Unterrand auf. Die Marke ist sauber mit dem Ortsstempel „Stuttgart 15/5“ entwertet, also am 15.5.(1870), wobei der gleiche Stempel zusätzlich links ein weiteres Mal abgeschlagen ist. Der Brief ist nach London, also in die Kapitale des heutigen „Brexit-Lands“ gerichtet und nahm die Route über Belgien („Via Belgium“) und damit über Oostende und Dover. Das Porto setzte sich gemäß dem Attest des Verbandsprüfers Thomas Heinrich aus 8 Kr Vereinsporto und 10 Kr= 2 3/4 Silbergroschen Weiter-Franko (siehe Rötel-Taxe) zusammen. Der Empfänger war im Areal Haverstock Hill im Stadtteil Camden in der Upper Park Road wohnhaft (nördlich des Regent‘s Park gelegen) und erhielt seine Post aus dem „Schwaben-LÄND“ gemäß rotem Ankunftsstempel bereits am 17.5.1870.
Bayern 1860: „Königlich Bayerisches Bezirksgericht“
Gerichts- und Anwaltsserien bereichern seit Jahrzehnten das deutsche Fernsehprogramm, ob „Richterin Barbara Salesch“, „Richter Alexander Hold“ oder „Liebling Kreuzberg“ (mit dem unvergesslichen Manfred Krug, ausgestrahlt 1986-1998). Die erste Gerichtsserie stellte jedoch „Das Fernsehgericht tagt“ dar, das zwischen 1961 und 1978 authentische Fälle nachstellte. Legendär, allerdings komödiantisch und mit viel Lokalkolorit inszeniert waren die 1969-1972 ausgestrahlten 53 Folgen von „Königlich Bayerisches Amtsgericht“, die die „gute, alte Zeit“ von 1911/12 wiedergeben sollten. Solche Amtsgerichte, aber auch Land- und Bezirksgerichte prägten das Gerichtswesen in Bayern bis zum 1.1.1879, als mit den sog. Reichsjustizgesetzen die heutige Gliederung der Gerichte vorgenommen wurde. Die Kommunikation zwischen den damaligen Gerichten erfolgte in Schriftform und postalisch, was bis vor kurzem auch bei den heutigen Gerichten zum mühevollen Versenden ganzer Akten führte. Die Einführung der elektronischen Akte (= „E-Akte“) und die seit 1.1.2022 bestehende Pflicht für Rechtsanwälte, mit Gerichten -außer in Strafsachen- schriftlich nur noch elektronisch kommunizieren zu dürfen, revolutioniert das gesamte Justizwesen, macht aber so hübsche Postbelege wie die nachstehende Faltbriefhülle aus dem Jahre 1860 obsolet:
Der tadellos erhaltene Beleg ist mit Bayerns 12 Kreuzer rot auf weiß der sog. Quadratausgabe frankiert. Kein sonstiger Altdeutscher Staat verausgabte 12 Kr-Marken, so dass die Bayern selbst auf diesem Gebiet einen typisch bayerischen Sonderweg gingen. Die voll- bis breitrandig geschnittene Marke ist außergewöhnlich farbfrisch erhalten und besitzt links und unten die fast kompletten Schnittlinien, die im Druckbogen benachbarte Marken trennten und dem Postbeamten das Ausschneiden erleichterten. Unter der Lupe sind die besonders feinen Ornamente, die die „12“ und die Ecken ausfüllen, gut erkennbar. Das Porto von 12 Kr galt für Briefe der 4. Gewichtsstufe bis 12 Meilen Entfernung (= ca. 90 km). Das genügte natürlich für unseren Brief von München ins rund 40 km südlich gelegene Wolfratshausen, denn Absender war das „Königliche Bezirksgericht München rechts der Isar“, Vorläufer des heutigen Landgerichts München I, dem auch das 1854 eingemeindete Au zugeteilt wurde, wo der Brief aufgegeben wurde (Halbkreisstempel „Vorstadt Au 1/10“), weshalb die Marke mit einem kristallklaren sog. offenen Mühlradstempel Nr. „25“ (für „Au“) entwertet wurde. Empfänger war das „Königliche Landgericht Wolfratshausen“, das aber nur bis 1879 bestand. Ein innenseitiger Bearbeitungsvermerk vom 26.10.1860 verrät uns das Jahr dieser seinerzeitigen brieflichen Gerichtskommunikation.
Großbritannien 1922/2022 II: „Der Schatz des Pharaos“
Am Nachmittag des 26.11.1922 standen der britische Archäologe Howard Carter (1874-1939) und der Finanzier seiner Ausgrabungsarbeiten Lord Carnarvon (1866-1923) wenige Wochen nach der Entdeckung geheimnisvoller Stufen, die zu einem seit der Antike versiegelten Felsengrab in Oberägyptens Tal der Könige zu führen schienen, nach der Freilegung geröllgefüllter Gangabschnitte vor einer Mauer/Tür, auf der sich Siegelabdrucke des Pharaos Tutanchamun (ca. 1341-1323 v.Chr.) befanden. Niemand wusste, ob und was sich dahinter befand, doch hoffte Carter, nach jahrelangen fruchtlosen Grabungskampagnen das Grab dieses Pharaos zu finden, von dem man bisher anhand von Siegelabdrücken auf Tongefäßen nur den Namen wusste. Was dann geschah, hat Carter in seinem Buch „Das Grab des Tutanchamun“ der Nachwelt wie folgt beschrieben: „Mit zitternden Händen machte ich eine kleine Öffnung…, dann erweiterte ich das Loch, führte eine Kerze ein und spähte hinein… Zuerst konnte ich nichts sehen… Als sich meine Augen aber an das Licht gewöhnten, tauchten bald Einzelheiten … auf, seltsame Tiere, Statuen und Gold, überall glänzendes, schimmerndes Gold! Auf die Frage Lord Carnarvons, ob ich etwas sehen könnte, antwortete ich: ‚Ja, wunderbare Dinge.“ Carter war der wohl bedeutendste archäologische Fund der Weltgeschichte gelungen, ein so gut wie ungeplündertes Pharaonengrab mit rund 5400 Artefakten.- Die Royal Mail nahm den 100. Jahrestag der Entdeckung des Grabs zum Anlass, mehrere Sondermarken zu editieren, darunter den hier auf einem Ersttagsbrief zu sehenden aus 8 Briefmarken bestehenden Satz, der einige herausragende Stücke aus Tutanchamuns Grabbeigaben präsentiert:
Nicht alles kannte Carter schon am 26.11.1922, denn die systematische Ausräumung und Registrierung der Fundstücke erstreckte sich über Jahre, und die weltberühmte Goldmaske, die wir auf der 2. Marke von rechts in der oberen Reihe sehen, wurde erst im Oktober 1925 nach der Öffnung des innersten aus purem Gold bestehenden Sargs gefunden, denn sie bedeckte den Kopf der königlichen Mumie. Die Marke rechts daneben zeigt eines von rund 200 Schmuckstücken, einen Anhänger in Form eines Falken, den der Pharao zu Lebzeiten getragen haben dürfte. Die Marke darunter ist einer der beiden großen Wächterstatuen gewidmet, die vor der „Sargkammer“ standen. Nicht minder prächtig und daher zu Recht als Markenmotive von den Designern ausgewählt sind der schiffsförmige Alabaster-Tafelaufsatz, der -nur mit einem Detail der Rückenlehne abgebildete- goldene Thron, der Löwenkopf eines Bettpfostens, die Büste des aus einer Lotosblüte geborenen Königs als Sonnengott oder der Wedel mit kostbaren Einlegearbeiten. -Howard Carter ist es gelungen, so gut wie alles unbeschädigt für die Nachwelt zu bergen. Der Schatz des Pharaos befindet sich seit kurzem nunmehr im GEM („Grand Egyptian Museum“) unweit der Pyramiden von Gizeh.