Als bedeutendstes Exponat unter den vielen Schätzen des Warschauer Chopin-Museums gilt Chopins letzter Flügel, ein Pleyel aus dem Jahre 1847, den seine Verehrerin Jane Stirling mit vielen anderen Memorabilien auf der Pariser Auktion seines Nachlasses Ende 1849 erwarb und Chopins Familie in Polen schenkte. Auf einem Podest im leicht abgedunkelten Raum, zwischen zeitgenössischem Mobiliar und passenden Hintergrundkulissen eingebettet, strahlt dieser Flügel eine Aura aus, zu der nur noch fehlt, dass der Meister selbst Platz nimmt und seine Werke spielt. Auch Chopins Mallorca-Piano von Pleyel, das ihm 1838/39 unter schwierigen Bedingungen nach Valldemossa geliefert wurde und auf dem er den Zyklus der 24 Préludes Op. 28 vollendete, steht noch heute in seiner einstigen „Klosterzelle“ vor Ort. Beide Instrumente wurden jedoch nicht restauriert, so dass auf ihnen keine CD-Einspielungen wie bei anderen restaurierten zeitgenössischen Instrumenten möglich sind. So müssen wir uns mit einer bildlichen Darstellung begnügen, um uns vorzustellen, wie man sich bei einer Soirée des großen Polen gefühlt haben könnte. So dachte wohl auch die portugiesische Post, als sie 2010 zum 200. Geburtstag von Frédéric Chopin (1.3.1810-17.10.1849) folgenden Markenblock verausgabte:
Der Block zeigt einen Ausschnitt des Gemäldes „Chopin im Salon des Fürsten Radziwill“ auf Schloss Antonin bei Posen Ende Oktober/Anfang November 1829, ein Aufenthalt, über den Chopin seinem Freund Tytus Woyciechowski schrieb: „Ich war dort eine Woche. Du glaubst nicht, wie wohl ich mich …gefühlt habe.“ Das Gemälde mit Chopin am Flügel inmitten der -auf dem Block ausgesparten- fürstlichen Familie mit Fürst Anton Radziwill und seiner Tochter Wanda als helle Licht-Gegenpole zum dunklen Flügel und Chopins dunklem Frack stammt von Henryk Siemiradzki (1843-1902), wurde aber erst 1887, also fast 60 Jahre nach dieser Soirée gemalt. Der Markenblock zeigt Chopins Oberkörper mit den Händen auf der Tastatur und entrücktem Blick vor der hellen Kamindekoration. Chopins Kopf ist zugleich Bestandteil der Blockmarke zu 2 € mit der Beschriftung „Bicentenário do Nascimento Chopin“, die sich auch am unteren Blockrand findet. Chopin selbst war nie in Portugal, aber seine Verehrer leben auch dort wie natürlich weltweit, und seine grandiosen Kompositionen bleiben ein völkerverbindendes Universalgeschenk für die Menschheit.