1859: „Sächsische Schönheiten“

Sachsens Kurfürst August der Starke (12.5.1670-1.2.1733) liebte die schönen Dinge. Davon zeugen noch heute z.B. Dresdens „Zwinger“ mit seinen Kunstsammlungen wie auch das „Grüne Gewölbe“ mit seinen Pretiosen, das aber nicht nur von unzähligen Kunstfreunden/Touristen aufgesucht wird, sondern im November 2019 bekanntlich auch das Ziel von Juwelenräubern war. August liebte aber auch schöne Frauen und soll, wie ein DDR-Witz gerne kolportierte, bei Kutschfahrten über Dresdens Augustusbrücke, die zu DDR-Zeiten Georgij-Dimitroff-Brücke hieß, nach „sächsischen Schönheiten“ Ausschau gehalten und zum Kutscher gesagt haben: „Die mit ‚ruff und die mit ‚ruff“, was den Namen der Brücke erklären sollte, die aber bekanntlich nach einem bulgarischen Kommunisten temporär benannt war. - Knapp 150 Jahre nach Augusts Tod verausgabte Sachsen seine 1.  Briefmarke. Die Marken ab 1855 zeigten ein Portrait des seit 1854 regierenden Königs Johann (12.12.1801-29.10.1873), ein Freund und Förderer der schönen Künste und selbst literarisch unter dem Pseudonym Philalethes („Freund der Wahrheit“) aktiv, anders als August jedoch ein treuer Ehemann. 1856 erschienen die beiden Höchstwerte seiner Freimarkenserie zu 5 und 10 Neugroschen, die wir beide hier auf einer Briefvorderseite vereint finden:

 29 1859 Sachsen

    

Zwar ist von dem einstigen nach New York gerichteten Einschreibebrief nur noch die Vorderseite erhalten, die ein früherer Sammler vom Rest des Briefes abtrennte, doch enthält sie dank der auf ihr abgeschlagenen Stempel alle für den Philatelisten notwendigen Informationen. Oben links sehen wir die 10 Ngr cyanblau, darunter die 5 Ngr dunkelbraunorange, beide allseits vollrandig, die 5 Ngr oben sogar überrandig geschnitten. Der Spezialprüfer für Sachsen Arnold Vaatz spricht in seinem Attest von 2019 von kleinen Einrissen bei beiden Marken und sonstigen kleinen Mängeln. Sie sind aber mit bloßem Auge nicht zu erkennen und werden durch den guten Schnitt, die Farbfrische und die herrliche Abstempelung vollkommen kompensiert. Aufgabeort war Limbach, im Landkreis Zwickau gelegen, weshalb die Marken einzeln mit 2 perfekt abgeschlagenen Nummerngitterstempel „52“ entwertet sind. Zudem ist der Ortsstempel Limbachs vom 1.3.(18)59 oben rechts abgeschlagen. Das Porto von 15 Ngr setzte sich aus 2 Ngr ermäßigte Vereinsgebühr, 2 Ngr Einschreibegebühr („Recommandirt“) und 11 Ngr Weiterfranko (Transit Belgien, britisches Seeporto etc.) zusammen. Sehr kontrastreich sind die leuchtend rotenTransitstempel Aachens vom 3.3. und der Londoner Stempel „Registered“ mit Krone sowie der New Yorker Ankunftsstempel vom 30.3. abgeschlagen. - Insgesamt erweist sich das Poststück als eine große „sächsische Schönheit“ und Blickfang einer Sachsen-Sammlung.

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