Der ca. 70 km westlich von Stockholm gelegene Ort Mariefred steht bei vielen Touristen wegen seiner Hauptsehenswürdigkeit Schloss Gripsholm auf dem Programm: Das noch im Mittelalter erbaute, burgähnliche, aber hübsche und romantische Schloss liegt direkt am Ufer des Mälarensees auf einer kleinen Insel und hat seinen Namen vom Adelsgeschlecht Grip und dem schwedischen Wort für „Insel“= „holmen“. Besonders bekannt ist Schloss Gripsholm durch den gleichnamigen Roman von Kurt Tucholsky (9.1.1890-21.12.1935) aus dem Jahre 1931. Der seit 1929 dauerhaft im schwedischen Exil lebende Journalist und Schriftsteller fand zudem auf dem Friedhof von Mariefred seine letzte Ruhe.- Nun liegt Schloss Gripsholm ebenso unzweifelhaft wie „unverrückbar“ in Schweden und nicht in Ägypten, doch zumindest im Jahre 1935 befand sich „Gripsholm“ im ägyptischen Alexandria. „Gripsholm“ war nämlich der Name eines schwedischen 1925 in Dienst gestellten Passagierschiffs. Bei 175 m Länge und rund 18.000 BRT erreichte es eine Geschwindigkeit von 17 kn. Anfang März 1935 hatte die „Gripsholm“ von Malta aus Kurs auf Alexandria genommen und verfügte dabei auch über ein Postbüro an Bord mit eigenem Bordstempel, wie der hier abgebildete Umschlag belegt:
Das crèmefarbene Couvert ist mit 9 schwedischen Briefmarken frankiert, die von 5 verschiedenen Ausgaben stammen und zusammen ein Porto von 45 Öre bilden. Oben in der Mitte befindet sich die Sondermarke von 20 Ö orange zum 70. Geburtstag von König Gustav V. von 1928, flankiert von 2 Exemplaren der 5 Ö rotbraun von 1924 mit einer Ansicht Stockholms. Fünf 2 Ö-Werte orange mit Ziffer oder Wappenzeichnung bilden die 2. Reihe. Den Abschluss macht die 5 Ö grün von 1935 mit Stockholms altem Justizpalast. Der Brief trägt als Einschreiben den R-Zettel „Sjp 70, M/F Gripsholm“, ausgegeben vom Seepostamt 70 des Motorschiffes (= motorfartyg, daher „M/F) „Gripsholm“. Die Marken sind perfekt und einzeln zentrisch wunderschön mit einem Sonderstempel des Bordpostamts vom 4.3.1935 entwertet, der zusätzlich rückseitig abgeschlagen ist und neben der Beschriftung „SJÖPOSTEXPEDITION 70“ eine Pyramide von Gizeh und die dortige Große Sphinx neben 2 Palmen darstellt. Rückseitig finden wir zudem folgenden weiteren Bordstempel: „Posted on board m/s Gripsholm between Malta and Alexandria, Swedish Sea Post Office 70“. Direkt daneben sehen wir den Ankunftsstempel Alexandrias vom 5.3.1935 in lateinischer und arabischer Schrift. Ob und wie der Brief seinen Adressaten im schwedischen Grycksbo erreichte, lässt sich nicht klären. - Die „Gripsholm“ fuhr übrigens später von 1955 bis zu ihrer Verschrottung 1966 für den Norddeutschen Lloyd unter dem Namen „Berlin“.