Die Redensart „In Schönheit sterben“ geht auf ein Zitat aus einem Drama von Henrik Ibsen zurück und wurde zum geflügelten Wort, wenn sich z.B. ein Produzent oder eine Fußballmannschaft trotz schöner Qualität nicht durchzusetzen vermag, weil es am Bedarf bzw. am notwendigen Einsatz mangelt. Bei Briefmarken droht das höchstens am Ende eines langen Sammlerlebens, wenn eine liebevoll ein Leben lang aufgebaute schöne Sammlung ihren Besitzer bis zum letzten Atemzug begleitete. Wir befassen uns hier jedoch mit dem Motto „In Schönheit stempeln“, denn das Augenmerk vieler Sammler ist nicht nur darauf gerichtet, möglichst alle Marken einer bestimmten Ausgabenserie zu besitzen. Das wäre nämlich bei Österreichs Erstausgaben schnell erledigt, denn die 1850 erschienenen 5 Marken der Wappenausgabe zu Nennwerten von 1,2,3,6 und 9 Kreuzer sind als lose Einzelmarken wegen ihrer hohen Auflagenzahlen leicht beschaffbar, zumal der Katalogwert bei drei dieser Werte nur 2.- bis 6.- EUR beträgt. Doch sind den Wünschen des Sammlers keine Grenzen gesetzt, und er kann die Sammlung um Paare, Streifen. Blocks, Briefstücke, Briefe oder aber um besonders schön gestempelte Exemplare erweitern. Letzteres veranschaulichen wir mit den 3 hier abgebildeten Stücken mit Marken der 1. Wappenausgabe Österreichs:
Die obere Abbildung zeigt ein Kabinett-Briefstück, auf dem sich rechts die 3 Kr stumpfrosa und links die 9 Kr lebhaftblau befinden. Beide Marken, die den Habsburger Doppeladler zum Motiv haben, sind sehr breitrandig geschnitten, was bei dieser Ausgabe aber wegen der breiten Abstände im Druckbogen die Norm sein sollte. Ungewöhnlich sind bereits der schöne Farbkontrast, die kehrdruckpaarförmige Anordnung der Marken sowie die Portokombination zu 12 Kr. Der besondere Reiz dieses Briefstücks besteht freilich in seiner herrlichen Abstempelung, denn beide farbfrischen Marken sind fast zentrisch mit dem jeweils kompletten roten Wiener Einschreibe-Stempel „RECOMMANDIRT WIEN 11/3/1858“ abgestempelt, was zu einem wunderbaren Farbkontrast führt.- Es gab aber auch noch andere reizvolle Wiener Abstempelungen, wie die beiden unteren Briefstücke zweier vollrandiger Exemplare der 9 Kr dunkelblau mit schwarzen sog. Wiener Strahlenstempeln belegen. Beide besitzen ihren besonderen Charme: Das linke Prachtstück ist mit dem kompletten, aber um 90 Grad gedrehten Abschlag vom „14.Juli“ entwertet, das rechte Belegstück mit dem „aufrechten“, nur oben bei „WIEN“ nicht ganz vollständigen Stempel vom „23.Juni“. - Alle 3 Briefstücke sind besonders als „Trio“ eine optische Bereicherung für jede Alt-Österreich-Sammlung, hier für die des Verfassers.