Trinidad 1852: „Und kein Schiff mit acht Segeln...“

Trinidad und Tobago, ein karibischer Inselstaat, dessen beide namensgebenden Inseln die südlichsten der Kleinen Antillen bilden, liegt unmittelbar vor der Küste Venezuelas. Trinidad, die weitaus größere der beiden Inseln, wurde 1498 von Christoph Kolumbus entdeckt, der sie aufgrund dreier markanter Bergspitzen nach der Heiligen Dreifaltigkeit benannte. 1560 gilt als das Gründungsjahr der Hauptstadt Port of Spain, die zunächst Puerto de los Hispañoles hieß und als wichtiges Handelszentrum mit seinem Hafen die Verbindung mit Europa darstellte. Die Briten eroberten Port of Spain 1797 und herrschten über die Kolonie, zu der ab 1888 auch Tobago gehörte, bis zur Unabhängigkeit des Inselstaates 1958. - Ab 1851 verausgabte die britische Postverwaltung Kolonialbriefmarken mit der Landesbezeichnung „Trinidad“, die aber anders als in den meisten sonstigen britischen Kolonien nicht Queen Victoria, sondern Britannia als Nationalallegorie  Großbritanniens zeigten. Eine solche „Trinidad“-Marke mit der Darstellung der Britannia bildet die Frankatur nachstehender Faltbriefhülle aus dem Jahre 1852:

33 1852 Trinidad

Der taufrisch erhaltene Geschäftsbrief ist mit Trinidads 1 Penny blau auf bläulich der Erstausgaben von 1851 frankiert. Die farbfrische Marke weist eine herrlich tiefblaue Farbe auf und ist allseits im Schnitt gut gerandet, an drei Seiten sogar sehr breitrandig geschnitten. Britannia, als Allegorie auf das Vorbild von Athens Schutzgöttin Pallas Athene zurückzuführen, ist hier in sitzender Pose dargestellt, links neben ihr der britische Löwe, rechts ein Schutzschild mit dem Union Jack, mit ihrem rechten Arm auf den tritonischen Dreizack als Symbol der britischen Seemacht gestützt und einen Korintherhelm auf dem Haupt. Außen rechts ist ein Handelsschiff als Ausdruck der Bedeutung des britischen Welthandels zu sehen. Doch entspricht das Druckklischee der Marke bei weitem nicht diesem Idealtypus, denn der Löwe ist kaum zu erkennen, der Dreizack ist ein normaler Speer und der Korintherhelm erinnert eher an eine Phrygische Mütze bzw. an eine Darstellung von „La Liberté“ im Frankreich der Revolution(en). In dieser sitzenden, eher grüblerischen Haltung scheint Britannia gleich der „Seeräuber-Jenny“ aus Brechts „Dreigroschenoper“ auf „ein Schiff mit acht Segeln und mit fünfzig Kanonen“ zu warten. Doch hat das auf der Marke dargestellte heransegelnde Schiff mehr als acht Segel und keine Kanonen. Aber mit dem Briefporto von 1 Penny gilt dann zumindest Jennys Seufzer: „Und Sie geben mir einen Penny!“ - Die Marke ist mit dem schwarzen Nummernstempel „1“ von Port of Spain entwertet. Rückseitig findet sich der Ortsstempel „Trinidad“ vom 10.7.1852. Der ins schottische Greenock (27 Meilen nordwestlich von Glasgow gelegen) gerichtete Brief wurde per Schiff nach England befördert und kam am 2.8.1852 in London an, um bereits einen Tag später beim Empfänger John Neill in Greenock einzutreffen, wie uns die rückseitigen Stempel verraten. In Schottland waren sicherlich deutlich niedrigere Temperaturen als auf der Karibikinsel Trinidad zu verzeichnen, die aber dem sehr gut erhaltenen Brief erkennbar nicht schadeten.

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