Die allermeisten postalischen Belege, die sich in Sammleralben befinden oder auf Auktionen gehandelt werden, stehen hinsichtlich Absender und Empfänger jeweils mit Personen in Verbindung, deren Namen der Nachwelt letztlich nichts sagen, weil es sich dabei um gewöhnliche Sterbliche handelte. Doch bedurften auch die sog. „Promis“, insbesondere Künstler oder Schriftsteller, wie jeder andere der Dienste der regulären Post, um ihre persönlichen oder geschäftlichen Briefe dem jeweiligen Adressaten zukommen zu lassen, wie wir anhand einer eigenhändigen Postkarte von Thomas Mann (6.6.1875-12.8.1955) aus dem Jahre 1922 aufzeigen möchten:
Lübecks großem Sohn war bereits 1901 mit erst 26 Jahren mit den „Buddenbrooks“ der ganz große literarische „Wurf“ gelungen, der aber erst 1929 zur Verleihung des Literaturnobelpreises führte. Ohne Abitur mit mittlerer Reife war Mann 1894 nach München gezogen und als Journalist und freier Schriftsteller erfolgreich tätig. Daher konnte er, seit 1904 mit „Katia“, geb. Pringsheim verheiratet und mit 6 Kindern gesegnet, mit seiner Familie 1914 in Münchens Poschingerstr. 1 eine herrschaftliche Villa beziehen. 1919 erhielt der „Mann ohne Abitur“ sogar die Ehrendoktorwürde der Bonner Universität . Demgemäß trug Mann als Absender „Dr. Thomas Mann“ auf der Postkarte ein und gab als Ort und Datum „München, den 7. VIII. [19]22, Poschingerstr. 1“ an. Die nach Zürich an Eduard Korrodi (1885-1955), den Feuilletonchef der Neuen Zürcher Zeitung, gerichtete eigenhändig geschriebene Mitteilung lautet: „Es ging gestern ein Manuskriptchen an Sie ab. Sollten Sie es bringen, so würde ich bitten, mir das Honorar nicht als Scheck, sondern in Form von Barscheinen als Einschreibe-Brief zukommen zu lassen. Ihr ergebener Thomas Mann“. Der künftige Nobelpreisträger, durchaus auch auf pekuniäre Fragen achtend, erkannte vor dem Hintergrund der als Folge des verlorenen 1. Weltkriegs unvermeidlichen Inflation in Deutschland den steten Verfall der Deutschen Mark. Kostete 1 US-$ im Juli 1914 noch 4,20 Mark, lag der Wechselkurs Ende Januar 1922 bereits bei 199,40 M und Ende Oktober 1922 bei 4.439.- M. Das Briefporto, vor 1920 noch bei 0,15 M gelegen, verdreifachte sich im gleichen Zeitraum von 2.- auf 6.- M. Demgemäß ist die mit 0,40 M vorfrankierte Auslandspostkarte mit 5 verschiedenen Briefmarken der Weimarer Republik (3 Werte der Ziffernzeichnung, 1 Marke mit Bergarbeitern und der 1 1/4 M lilarot zur Deutschen Gewerbeschau München) zu weiteren insgesamt 3,10 M zusätzlich frankiert, was zusammen 3,50 M nebst 5 Pfennig Papierportozuschlag ergab. Die Marken sind mit dem Münchener Ortsstempel vom 8.8.1922 entwertet, wobei ein Ankunftsstempel fehlt, wie bei Postkarten üblich. Ein Scheck aus der Schweiz wäre in Deutschland nur durch Gutschrift auf einem Mark-Konto einlösbar gewesen und somit der Inflation anheimgefallen. Schweizer Franken in Banknoten blieben hingegen krisenfest und damit wertbeständig. Thomas Mann folgte daher während der einsetzenden deutschen Hyperinflation mit guten Gründen dem bekannten Motto: „Nur Bares ist Wahres!“