Zu den schönsten Exponaten des Archäologischen Museums von Olympia gehört zweifelsohne der sog. „Hermes des Praxiteles“, eine auf ca. 340 v. Chr. datierte Marmorskulptur des Hermes mit dem Dionysos- Knaben auf dem Arm. Sie soll von dem bedeutenden griechischen Bildhauer Praxiteles (ca. 390- ca. 320 v. Chr.) stammen und wird bereits von Pausanias erwähnt. Die Statue wurde 1877 bei Ausgrabungen im Heratempel von Olympia entdeckt, freilich ohne rechten Unterarm und ohne Unterschenkel. Letztere wurden im Rahmen einer aufwendigen Restaurierung kunstvoll ergänzt, so dass wir heute Hermes in klassischer Positur mit Spiel- und Standbein bei einem Museumsbesuch im antiken Olympia bewundern können.- Als Griechenland 1861 endlich seine ersten Briefmarken (insoweit ein „Nachzügler“) verausgabte, orientierte man sich optisch an den damaligen französischen Briefmarken und ließ die erste Auflage deshalb auch gleich in Paris drucken. Doch musste man zwangsläufig einen passenden Ersatz für den Kopf des französischen Kaisers Napoleon III. finden. Obwohl der Hermes des Praxiteles 1861 noch nicht gefunden war, fiel die Motivwahl auf einen Hermeskopf, denn Hermes war in der griechischen Mythologie der Götterbote und damit als Symbol für das Postwesen prädestiniert. Zwischen 1861 und 1882 erschienen - nach Hauptnummern des Michel- Katalogs- 61 sog. „Große Hermesköpfe“- Briefmarken. Eine ungewöhnliche Kombination dieser Marken auf einem Briefstück präsentieren wir hier wie folgt:
Das Briefstück dürfte einst aus einem Wertbrief ausgeschnitten worden sein, wie die hohe Frankatur von 12,35 Drachmen (damals exakt 12,35 französischen Francs entsprechend) vermuten lässt. Hier wurden sage und schreibe gleich 18 (!) Hermesköpfe der Athener Ausgabe von 1862 verklebt, nämlich drei Fünferstreifen des seinerzeitigen Höchstwerts von 80 Lepta (1 Drachme= 100 Lepta) karminrosa auf rosaweiß sowie rechts am Rand senkrecht untereinander je 1 Marke der 10 L orange auf bläulich, der 5 L gelbgrün auf grünlich sowie der 20 L hellblau auf bläulich. Der Schnitt der Marken ist - außer bei den Werten zu 5 L und 10 L, die leicht berührt bzw. angeschnitten sind - tadellos, wobei insbesondere der Umstand zu betonen ist, dass gerade die seltenen und daher wertvollen Fünferstreifen allseits breitrandig geschnitten sind. Die farbfrischen Marken sind mit dem damals üblichen Punktrhombenstempel „1“ von Athen paarweise entwertet, der mittlere Streifen dabei „gesichtsfrei“. Wohin das Poststück von Athen aus „reiste“, verrät uns das Briefstück leider nicht, aber es strahlt, auch wenn dieser Hermes nicht von Praxiteles stammt, eine Schönheit aus, die zumindest den enthusiastischen Philatelisten fast so ergreift wie den Kunstliebhaber die eingangs erwähnte Hermesskulptur!