Österreich- Ungarn unterhielt bis zum Ende des 1. Weltkriegs eine mächtige Kriegsflotte in der Adria, die der Sicherung der damals zur Doppelmonarchie gehörenden Küste von Triest bis Cattaro (Kotor) diente. Die größten dieser K.u.K.- „Dickschiffe“ waren die 4 Schwesternschiffe „Viribus Unitis“ (Flottenflaggschiff), „Tegetthoff“, „Prinz Eugen“ und die den Reichsteil Ungarn repräsentierende „Szent István“ („Heiliger Stephan“). Die schwere Artillerie von jeweils zwölf 30,5 cm- Geschützen war auf vier Drillingstürme auf Vor- und Achterschiff verteilt. Traurige Berühmtheit erlangte die erst 1915 in Dienst gestellte „Szent István“, die am 10.6.1918 unweit der Insel Premuda von dem italienischen Motortorpedoboot MAS 15 mit 2 Torpedos versenkt wurde. - Am 29.6.2018 verausgabte die ungarische Post anlässlich des 100. Jahrestags der Versenkung (=süllyedö) dieses „ungarischen“ Schlachtschiffs, dessen Bau die damals gewaltige Summe von 60 Mio. Kronen verschlungen hatte, einen Markenblock zu dessen Gedenken (= emlékére), der die entscheidenden Szenen, die zum Untergang führten, zeigt. Von den nur 70.000 verausgabten Blocks präsentieren wir hier Block Nr. 34284:
Wir sehen das mit einer dicken Rauchfahne fahrende Schlachtschiff (= csatahajó) in der ersten Morgendämmerung des 10.6.1918 vor der dalmatinischen Küste. Der Flottenchef Konteradmiral Horthy wollte mit einer spektakulären Aktion die Sperre bei Otranto durchbrechen und dabei alle 4 Großkampfschiffe einsetzen, die in zwei Verbänden mit je zwei Schlachtschiffen im Tagesabstand den Kriegshafen Pola verließen. Doch verzögerten unglückliche Umstände die Marschfahrt des 2. Verbands mit der „Szent István“, die nie zuvor auf Höchstfahrt getestet worden war: Die nicht geöffnete Torpedosperre am Hafeneingang kostete 1 Stunde Zeit und damit längeren Sichtschutz in der Nacht. Das Schiff hatte anders als seine Schwesternschiffe nur 2 statt 4 Schrauben, die Backbordturbine lief heiß und ließ keine volle Fahrt zu, und durch schlechte und feuchte Kohle waren die schwarzen Rauchsäulen über den Schornsteinen weit erkennbar. Das auf einer Patrouillenfahrt befindliche kleine italienische Motortorpedoboot MAS 15 entdeckte gegen 3.15 Uhr die Rauchsäulen des feindlichen Verbands. Kommandant Luigi Rizzo zögerte keinen Augenblick, durchbrach unbemerkt die österreichische Geleitsicherung und traf gegen 3.30 Uhr mit zwei Torpedos mittschiffs die Steuerbordseite der „Szent István“, die durch massiven Wassereinbruch schnell krängte und schließlich 30 Grad Schlagseite bekam. Alle Rettungs- und Schleppversuche scheiterten. Das Unglück wurde von einem auf der „Tegetthoff“ befindlichen Kamerateam aufgenommen. Das berühmteste Foto ist das Motiv der Blockmarke zu 800 Forint. Gegen 6.05 Uhr kenterte das stolze Schlachtschiff. Von über 1000 Mann Besatzung fanden 89 Mann den Tod. Die „Szent István“ ruht noch heute kieloben in ca. 60 m Tiefe.