Der Wert klassischer Briefmarken hängt von vielen Faktoren ab, angefangen von der generellen Nachfrage, vom Sammelgebiet und dessen Interesse bei anderen Philatelisten, der Auflagenhöhe und natürlich vom Erhaltungszustand des guten Stücks. Marken auf Brief, noch dazu in größeren Einheiten werten wesentlich höher als die Summe der Einzelwerte, weil solche komplett erhaltenen Poststücke sehr selten sind. Und natürlich ist auch das Auge mit bei der Sache, denn schöne Farbkontraste und klare Stempel sowie eine schöne und lesbare Schrift des Absenders bei der Adressierung erhöhen zusätzlich die Attraktivität. Wir zeigen hier einen Brief, der jeden gehobenen Sammleranspruch unter Berücksichtigung vorgenannter Kriterien erfüllen dürfte:
Es handelt sich um einen sehr gut erhaltenen Brief aus dem Jahre 1856, frankiert mit einem waagrechten Viererstreifen der Michel-Nr. 5 Großbritanniens, der 6 Pence purpur. Die britische Post hatte bis 1847 nur je 2 Werte zu 1 Penny und 2 Werte zu 2 Pence verausgabt, so dass für fernere Destinationen wie in die USA mit dem Grundporto von 1 Shilling viele Marken verklebt werden mussten. Daher wurden zwischen 1847 und 1854 drei weitere Marken mit den Werten 6 und 10 Pence sowie 1 Shilling verausgabt, wobei die jüngste dieser 3 „Schwestern“ die erst 1854 erschienene 6 Pence in den Tönen purpur/lila/violett gehalten war. Die Marken besaßen ein größeres Format als ihre Vorgängerinnen und zeigten in farblosem Prägedruck im oktogonalen Zentrum Königin Victoria. Anders als bei den beiden höheren Werten mit glatten Rahmeneinfassungen war die 6 Pence-Marke künstlerisch schöner gestaltet, mit zusätzlichen Rundungen und Aussparungen der Randlinien, so dass die Druckfläche eher einem Ei mit vier Sockeln gleicht. Die Marken wurden gerne auch 8-eckig aus dem Bogen geschnitten, also unter Entfernung der weißen Eckdreiecke. Aber solche Stücke gelten als minderwertig und werten nur mit 5 % des Katalogswerts der 4-eckig geschnittenen Marken, auf Brief zumindest mit 25 %. Bei unserem Viererstreifen sind die beiden Mittelmarken 4-eckig, die Außenmarken 8-eckig geschnitten. Da der Michel-Katalog nur lose Streifen bewertet, und die Briefbewertung mit Paaren endet, ist unser Viererstreifen auf Brief, also mit dem Doppelporto zu 2 Shillings, durchaus eine Rarität. Die Marken sind sehr sauber mit Nummernstempel und Ortsstempel von Manchester unter dem Datum des 23.05.1856 entwertet. Der Brief traf gemäß rotem Transit-Stempel am Folgetag in Liverpool ein und wurde mit dem Dampfschiff „Niagara“ nach New York befördert. Leider fehlt ein Ankunftsstempel mit Datum, aber der rote Stempel „10 Cents Paid“ beweist die seinerzeitige Ankunft in den USA, stellte dies doch den amerikanischen Portoanteil dar, da der Brief auf einem amerikanischen Schiff befördert wurde.