Nach der Kantonalspost sowie den ersten Ausgaben der Bundespost und den dortigen Rayon-Ausgaben begann die Schweiz 1854 mit der Verausgabung der sog. Strubel-Marken. Die Marken zeigten als Symbol der Einheit des Landes eine sitzende Figur der Helvetia mit Speer und Schild, wobei das Schweizer Kreuz auf dem Schild den Ersatz für die fehlende Landesbezeichnung darstellte. Es erschienen in verschiedener Farbe je nach Portostufe erst die Werte zu 5, 10, 15, 20 und 40 Rappen, schließlich noch zu 1 Franken und 2 Rappen. Die Marken wurden zunächst in München, dann schließlich in der eidgenössischen Münze in Bern gedruckt. Nachstehend sind zwei 4er-Blocks der 5 Rappen braun und der 15 Rappen rosa abgebildet:
Bei allen Marken ist oben der Hinweis „Franco“ (=Freimarke) gedruckt. Die anderen drei Rahmenumfassungen weisen die Wertstufe in den drei Landessprachen Deutsch (unten), Französisch (links) und Italienisch (rechts) auf. Bei den beiden linken Marken des 5 Rappen 4er-Blocks ist das Abbild der Helvetia nicht überstempelt, sodass man sehr schön die Zeichnung der Marken erkennen kann. Der Kopf wirkt allerdings konturlos ohne Gesichtszüge, und den beabsichtigten Strahlenkranz kann man auch nicht erkennen. Der Kopf erinnert an eine strubbelige Frisur („Struwwelpeter“), weshalb diese Marken als Strubel-Ausgabe (in der Schweiz auch Strubeli genannt) bezeichnet werden. Helvetia hat sich also für uns nicht frisiert. Der braune 5 Rappen 4er-Block ist in der rechten Hälfte durch zwei senkrechte Rahmenstempel von Neuenkirch ohne Datumsangabe entwertet. Unser 4er-Block der 15 Rappen-Marke weist vier Einzelentwertungen mit dem Fingerhutstempel von Couvet vom 13.09. mit leider nicht lesbarer Jahreszahl auf. Beide 4er-Blöcke zeigen aber das Hauptproblem der Strubel-Ausgabe: Um möglichst viele Marken aus einem Druckbogen „herauszuholen“, wurden die Markenklischees extrem dicht aneinandergesetzt, sodass zwischen den einzelnen Marken nur ein minimaler weißer Zwischenrand verblieb. Für einen Postbeamten war es daher kaum möglich, vollrandige Stücke aus dem Bogen mit der Schere zu schneiden, ohne die Nachbarmarken in Mitleidenschaft zu ziehen. Das sieht man deutlich beim rosa 4er-Block, der unten angeschnitten ist. So ziemlich das Maximum an Schnittqualität ist beim braunen 4er-Block erreicht, bei dem allerdings rückseitig eine dünne Stelle repariert ist. Leichte Schnittmängel sind bei dieser Markenausgabe wegen der engen Abstände aber üblich und akzeptabel.