Die Schweiz, genauer gesagt der Kanton Zürich, verausgabte als zweites Land der Welt eigene Briefmarken. Da die schweizerische Bundespost erst ab 1849 Marken herausgab, sind die frühen Marken der Schweiz den einzelnen Kantonen zuzuordnen. Vier davon sind nachstehend abgebildet:
Die beiden ersten Marken erschienen zum 01.03.1843 im Kanton Zürich. Beide Marken in Ziffernzeichnung sind schwarz, aber letztlich zweifarbig, weil sie nur mikroskopisch zu sehende rote Unterdrucklinien aufweisen. Oben ist der Name des Kantons „Zürich“ gedruckt. Unten steht der Verwendungszweck der Wertziffern. 4 Rappen galten für Briefe im Ortsbereich, 6 Rappen für Post im Kantonsgebiet. Die 6 Rp. weist Schnittmängel auf, ist aber ansonsten einwandfrei erhalten. Die 4 Rp.-Marke ist stark repariert, insbesondere sind die Ränder ergänzt und die Marke rückseitig hinterlegt. Beide Marken sind mit einer schönen roten Zürcherrosette entwertet.
Noch berühmter ist die sog. „Doppelgenf“, zum 30.09.1843 im Kanton Genf verausgabt. Sie ist schwarz auf gelbgrünem Papier gedruckt und umfasste zwei Portostufen: Für Briefe im Kanton Genf galt ein Portosatz von 10 Centimes. Dafür musste die gesamte Marke verklebt werden. Für Stadtpost in Genf genügten 5 Centimes. Zu diesem Zwecke konnte die Marke in der Mitte auseinandergeschnitten werden, da unter dem jeweiligen Genfer Wappen auch diese Wertstufe von 5 C. aufgedruckt ist. Die mit einer roten Genfer Rosette entwertete Marke erschien in relativ geringer Stückzahl, wobei die meisten Doppelgenfmarken für seinerzeitige Stadtpostbriefe zerschnitten wurden. Die Marke ist aber oben angeschnitten.
Berühmt ist auch die einzige Ausgabe des Kantons Basel-Stadt zum 01.07.1845, das Basler Täubchen (in der Schweiz Basler Dybli genannt). Diese Marke zeigt in der Mitte in Prägedruck eine weiße Taube, ist aber im Übrigen bereits dreifarbig gedruckt, nämlich schwarz, hellblau und rot, für die damalige Zeit ebenso ungewöhnlich wie eine drucktechnische Meisterleistung. Die Marke zu 2 ½ Rappen galt für die Stadtpost in Basel. Sie ist mit einem Kastenstempel „Franco“ entwertet. Die Marke weist kleinere Mängel auf.
Die schweizerische Kantonalspost ist für Philatelisten ein faszinierendes Gebiet. Einwandfreie Stücke dieser Marken erzielen hohe Preise. Stücke mit Mängeln oder Reparaturen, wie oben stehende Beispiele, werten deutlich niedriger, gelten aber durchaus in Anbetracht der Seltenheit der Marken als schöne Repräsentationsstücke.