DDR 1972: „Heinrich Heine in Karlsruhe“

Wer die Begriffskombination „Heinrich Heine, Karlsruhe“ googelt, stößt zunächst auf das Versandunternehmen „Heinrich Heine GmbH“, ebenso auf den „Heinrich-Heine-Ring“, benannt nach dem berühmten Dichter, Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine (13.12.1797-17.2.1856), der sich jedoch nie in Karlsruhe aufhielt. Als „Harry Heine“ in Düsseldorf als ältestes Kind von Samson und Betty Heine geboren war er zunächst, unterstützt von seinem Onkel Salomon Heine, für den Beruf eines Bankiers bestimmt, scheiterte damit aber, genauso mit seinem Versuch als Kaufmann. Schließlich studierte er Jura und bestand 1825 in Göttingen das Examen und die Promotion. Um seine beruflichen Chancen zu verbessern, konvertierte er vom Judentum zum evangelisch-lutherischen Christentum. Doch erkannte er schnell, dass die „Juristerei“ ihm auch nicht lag, und so intensivierte er seine bisherige Tätigkeit als Dichter und Schriftsteller, die er zum Beruf machte, was sein Onkel Salomon mit „Hätte er was Rechtes gelernt, müsste er nicht Bücher schreiben“ kommentierte. Doch reüssierte der Neffe ab den 1820er Jahren mit Gedichten und Reisebildern sowie als Zeitungsredakteur. Bereits 1820 hatte er die Ballade „Belsazar“ geschrieben („Die Mitternacht zog näher schon; in stummer Ruh‘ lag Babylon…“), in der König Belsazar nach seiner Gotteslästerung „Jehovah! Dir künd‘ ich auf ewig Hohn- Ich bin der König von Babylon“ und einer „Flammenschrift an der Wand“ getötet wird. 1824 entstand das „Lied von der Loreley“ („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…“). Doch keines dieser berühmten Gedichte Heines, der ab 1831 -überdrüssig geworden von der preußischen Zensur und Publikationsverboten- fast ausschließlich in Paris lebte, wurde von der Post der DDR 1972 anlässlich Heines 175. Geburtstags aufgegriffen, wie der hier abgebildete Eilbotenbrief dokumentiert:
1972 Heine Die DDR ehrte Heine 1972 nicht wie die Deutsche Bundespost mit einer -zudem optisch wenig ansprechenden- Einzelmarke, sondern mit einem schön gestalteten Markenblock. Die Blockmarke zu 1 Mark zeigt einen Ausschnitt des 1831 entstandenen Portraits Heines von Moritz David Oppenheim mit dem schlichten Randtext „Heinrich Heine, 175. Geburtstag, DDR, 1 M“. Umso aufwendiger ist der Blockrand gestaltet, der den Namen und die Lebensdaten in kunstvoller Schrift wiedergibt. Am unteren Rand befindet sich als Autograph, also in der Handschrift Heines der Anfang des Gedichts „Hymnus“, das wohl als Ausdruck seiner Begeisterung für die Pariser Revolution von 1830 entstand: „Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme.“ Der komplette Block bildet die Frankatur eines seinerzeitigen Eilbotenbriefs („Eilsendung Exprès“), der in Leipzig am 16.12.1972 von der Post abgestempelt wurde und an eine Empfängerin in Karlsruhe gerichtet war, bei der er am 18.12.1972 ankam. - Heine, seit 1848 vermutlich an Multipler Sklerose leidend, war in seinen letzten Jahren weitgehend bettlägerig, weshalb er von seiner „Matratzengruft“ sprach. Er starb am 17.2.1856 und ruht auf dem Montmartre-Friedhof in Paris.

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