Wie bereits berichtet, erschienen die ersten Briefmarken der Insel Mauritius 1847 mit der berühmten Beschriftung „Post Office“. 1848 folgten dann die beiden Marken der „Post Paid“-Ausgabe, 1 Penny rotorange und 2 Pence blau. Da die Druckplatten aber mit den auf der Insel verfügbaren bescheidenen Mitteln hergestellt und in ihrer Qualität nicht ansatzweise mit damals in Europa hergestellten Druckplatten vergleichbar waren, nutzten sich die Platten relativ schnell ab. Das Markenbild wurde immer undeutlicher und war schließlich so unschön, dass man 1859 beschloss, insbesondere die Druckplatte der 2 Pence-Marke nachzugravieren. Zwei Marken unterschiedlicher Auflagen dieser nachgravierten 2 Pence-Druckplatte sind auf nachstehendem Brief aufgeklebt:
Bei der rechten Marke kann man das Markenbild deutlich besser erkennen als auf der linken Marke, die von einer späteren Auflage, als die Platte wiederum stärker abgenutzt war, stammt. Die hellblauen Marken zeigen unverändert, wenn auch recht unscharf, das Portrait von Königin Victoria, die schlecht lesbaren Schriftzüge „Post Paid“ und „Postage“, ferner unten die Wertangabe „Two Pence“. Allerdings ist der Landesname „Mauritius“ rechts nicht von unten nach oben, sondern von oben nach unten verlaufend, ebenfalls recht undeutlich zu lesen. Die Marken sind mit dem damals üblichen ovalförmigen Roststempel entwertet. Der Brief ist an einen Adressaten nach Kapstadt in die damalige Kap-Kolonie gerichtet (Cape Town; Cape of Good Hope). Auf der Rückseite befindet sich der Abgangsstempel „Mauritius“ mit dem Datum des 27.10.1859. Ferner ist rückseitig der Ankunftsstempel von „Cape Town“ vom 08.12.1859 abgeschlagen. Es handelt sich um eine Faltbriefhülle. Der eigentliche Brief, der eingelegt war, ist nicht mehr vorhanden. Allerdings hat der Empfänger handschriftliche Datierungsvermerke in der Innenfaltung angebracht. Man findet „Port Louis“ mit dem Datumsvermerk 20.10.1859, wohl dem Datum des Briefs. Ferner findet sich handschriftlich der Vermerk „Alice Maud“ mit dem Datum 08.12.1859, also dem Ankunftsdatum. Auch auf dem Umschlag oben links erfolgt der Hinweis auf „Alice Maud“. Ersichtlich handelt es sich dabei um den Namen des Schiffes, mit welchem der Brief von der Inselhauptstadt Port Louis seinerzeit nach Kapstadt befördert wurde. Die Beförderungsdauer betrug genau 6 Wochen, wenn man vom 27.10. bis zum 08.12., also den beiden Stempeldaten rechnet. Dabei lässt sich nicht klären, ob die „Alice Maud“ noch am 27.10. oder einige Tage später auslief. Bei der langen Reisedauer dürfte die „Alice Maud“ kein Dampfschiff, sondern ein Segelschiff gewesen sein Nachweisbar befuhr die „Alice Maud“ ab 1846 die Route vom englischen Mutterland nach Australien. Es ist auch denkbar, dass sie auf der Fahrt noch weitere Häfen, z. B. auf Réunion und Madagaskar, aber auch in Südafrika wie z. B. Durban oder Port Elizabeth vor ihrer Ankunft in Kapstadt anlief. Das lässt sich aber nicht mehr klären, es sei denn, man würde einen längeren Urlaub auf Mauritius oder in Südafrika mit Studium lokaler Archive und Schiffsregister einplanen und sich leisten können. Zumindest hat sich über diesen Brief der hübsche Name des seinerzeitigen Schiffs erhalten.